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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0149
Ohne eigentlich krank gewesen zu sein, starb er mit 68 Jahren am 3, Januar 1813
um 2 Uhr morgens in Ettenheim. Das Ende kam sehr schnell und sanft, und seine
letzten Worte waren: „Ich vergebe allen meinen Feinden", wie von den beiden Anwesenden
, dem Pfarrer und dem Arzt, bezeugt wurde. Eine Obduktion ergab, daß er
an sich vollkommen gesund war, aber ein Gallenstein in der Luftröhre hatte seinem
Leben ein Ende gesetzt. Niemand von seinen Verwandten kam, um die Vorbereitungen
für die Beerdigung zu treffen, sondern alles wurde von Samuel Haubert und den
Rüster Beamten arrangiert. In seiner blauen Obristenuniform wurde er im Schmuck
aller Orden in den Sarg gelegt, so wie er es in seiner letztwilligen Verfügung angeordnet
hatte. Am 5. Januar kam morgens der Ettenheimer Pfarrer und nahm die Einsegnung
vor, dann wurde der Sarg auf einen Wagen gehoben, oben auf lagen Hut, Stock
und Säbel des Toten, und unter Vorantritt der Geistlichen ging der Zug zur Stadt hinaus
. Dort stiegen die Trauergäste in die Kutschen und fuhren bis zur Grenze des
Rüster Banns, Hier erwartete der Ortspfarrer den Zug; zur Überraschung der meist
evangelischen Gäste wurde erneut gesungen und gebetet, wobei die Rüster Musikkapelle
spielte. Dann ging es unter dem Geläute sämtlicher Glocken am Schloß vorbei
zur Kirche. Hier wurde der Sarg nach den üblichen Gebeten in die Erde gesenkt, und
anschließend folgte noch ein Hochamt mit großer Musikbegleitung. Das Essen fand
dann beim Pfarrer von Rust statt, der gegen Vergütung die nötigen Vorbereitungen
getroffen hatte. Dieser Leichenschmaus mag den 18 Trauergästen, nämlich den Patro-
natsgeistlichen und den Böcklinschen Beamten durchaus wohlverdient erschienen
sein, denn die Feierlichkeiten hatten von 7 Uhr morgens bis 1 Uhr gedauert, während
, wie der Pfarrer in seiner Abrechnung vermerkte, eine „Bauernieich* bloß eine
Stunde zu dauern pflegt.

Das bisher in Kehl verwahrte Testament, das vom Jahre 1786 datierte, wurde im
April eröffnet und brachte keine Überraschungen. Weniger friedlich scheint hingegen
die Auseinandersetzung mit dem Ehepaar Gretin verlaufen zu sein, das sehr erhebliche
Forderungen an die Verwaltung stellte, die meist in Schuldverschreibungen des
Verstorbenen zugunsten der Anna Maria Herr begründet waren. Gretin, ein düster
aussehender Mann mit Backenbart, von dem man allgemein annahm, daß er das Vermögen
seiner Frau zum größten Teil bereits durchgebracht habe, forderte fünftausend
Gulden. Dieser Anspruch aber wurde vom Gericht bis auf einen Bruchteil zusammengestrichen
. Damit verschwindet Katharina Dankwohl aus den Akten, die keinen
Hinweis darauf geben, was aus ihr geworden ist.

Bei näherer Prüfung stellte sich alsbald heraus, daß das Erbe total überschuldet
war, so daß den neuen Stammherrn sehr dringliche Verpflichtungen erwarteten. Die
Situation also war wiederum die gleiche, in der schon Friedrich selbst und auch vor
ihm sein Vater ihr Erbe angetreten hatten. Wenig erfreulich war auch, daß sofort nach
dem Tode Caroline Böcklin-Roeder mit großen Forderungen kam. In einem Bericht
an ihre Schwiegertochter Wilhelmine Böcklin-Rathsamhausen meinte der Schaffner
Haubert, daß von ihr so wenig Gutes zu erwarten sei wie von dem Verstorbenen.

Mit ihrer Schwiegertochter scheint Caroline in der Tat wenig herzlich gestanden
zu haben, aber auch ihr Sohn zog es vor, die Distanz zu wahren. Er hatte zwar Befehl
gegeben, seine Mutter höflich und standesgemäß zu empfangen, falls sie einmal nach
Rust käme, aber er scheint erheblichen Wert darauf gelegt zu haben, sie in sicherer

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