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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0153
Saal, sondern unter freiem Himmel in einer Freilichtbühne spielen, deren Dimensionen
bereits Aufsehen erregen mußten.

Ihr Freiburger Geschäftspartner, der Kaufmann Bernhard Gotthart, betrieb am
Martinstor in der Kaiserstraße 132 ein Import- und Exportgeschäft. Er führte nicht
nur die Verhandlungen mit der Stadtverwaltung über die Errichtung der Freilicht-
bühne5 sondern traf gleichzeitig Vorbereitungen, das Freiburger Passionsspiel zu verfilmen
.8 Gotthart, bis zum Ersten Weltkrieg Geschäftsführer der Express Films Co
GmbH in der Schusterstraße 5,9 hatte bislang kurze Dokumentarfilme, unter anderem
über das Leichenbegängnis August Bebels in Zürich, produziert,10 Er hatte
seine Produkte von einer Firma in Paris vertreiben lassen, deren Geschäftsführer
Robert Schwobthaler, inzwischen Nachfolger Gottharts bei Express Films, sich an
der Produktion des Freiburger Pässionsfilms beteiligte.11 Wie die Produzenten verlauten
ließen, war ihnen daran gelegen, den „guten Film" zu fördern und den damals
überaus beliebten Abenteuer- und Sexfilmen den Kampf anzusagen.12

Als Standort für ihre Freilichtbühne hatten Gotthart und die Faßnachts die Wiesen
im Breiten Platz in der Nähe der Karthaus gewählt, weil dort die Hinterwaldkopf-
Gruppe sich malerisch als Naturkulisse erhebt. Außerdem versprachen sie sich durch
die Ost-West-Lage des Dreisamtales eine unübertreffliche Wirkung des Sonnenlichts
auf das orientalische Ambiente. Dieses Gelände, das sich im Besitz der Stadt befand,
wollten sie kaufen oder zumindest für mehrere Jahre pachten. Für den Fall, daß die
Stadtverwaltung Einwände erheben sollte, drohte Gotthart, das ganze Unternehmen
nach Karlsruhe zu verlegen, wo ihm die Stadt Gelände im Fasanengarten kostenlos
zur Verfugung stellen werde. Um sie für die Freilichtbühne zu gewinnen, stellte er
den Stadträten vor allem wirtschaftliche Vorteile in Aussicht: Die Passionsspiele würden
Freiburg steigende Einnahmen aus dem Tourismus, der besseren Nutzung der
Straßenbahn und durch Aufträge für das Handwerk bringen. Außerdem wäre die
Stadt durch die „grosszügige Reklame" des Reisebüros Cook in London bald in aller
Welt bekannt und könnte deshalb auf den Besuch von zahlungskräftigen Touristen aus
Ubersee zählen.13

Im Verkehrsverein, der sich von dem Spektakel durch die Sogwirkung auf den
Fremdenverkehr Vorteile für den selbständigen Mittelstand und eine Stärkung der
städtischen Wirtschaft überhaupt versprach, fanden die ehrgeizigen Unternehmer
einen willigen Bundesgeiahrten. Noch hatte die Stadtverwaltung das Gelände am
Sandfangweg nicht zur Verpachtung freigegeben, als der Verkehrsverein in der Presse
bereits Berichte lancierte, die die Passionsspiele als Allheilmittel für die wirtschaftlichen
Nöte der Breisgau-Hauptstadt priesen. In der Folge tauchte die darin vertretene
Meinung, das Projekt werde den Fremdenverkehr beleben und der Stadtkasse Mehreinnahmen
bringen, in der öffentlichen Debatte immer wieder als gewichtiges Argument
auf. Aber doch eher in der Absicht, das Wohlwollen des Erzbischöflichen Ordinariats
zu gewinnen, äußerte der Verkehrsverein ferner die Hoffnung, daß „das große
Versöhnungswerk von Golgatha (...) auf die ausländischen Besucher ausgleichend
und versöhnend wirken" möge. Von der Verfilmung des Spiels erwartete er schließlich
nichts geringeres, als daß Freiburg damit die Chance habe, zur „Filmstadt zu
werden, zu der es dank seiner reizenden und abwechslungsreichen Umgebung mindestens
ebenso geeignet ist wie Spree- oder Isar-Athen."14 An der Dreisam nicht nur

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