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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0172
die Aufnahme war auch im Ausland überwiegend freundlich. Auf der Mailänder
Ausstellung 1922 gewann er den silbernen Pokal als bester historischer Film. In
Frankreich und Belgien waren 35 Kopien gleichzeitig im Verleih, mehr als bislang
von jedem anderen deutschen Film.87 Schließlich lief der Streifen auch in Nordamerika
an, wo ihn der Verleih als „The World's Oldest Passion Play" anpries, das auf
das Jahr 1264 zurückgehe.88 Ebensowenig entsprach wahrscheinlich eine Zeitungsmeldung
den Tatsachen, daß eine Vertriebsgesellschaft den Freiburger Passionsfilm
zur Vorführung in 7 000 nord- und südamerikanischen Städten erworben habe.89

Vermutlich gelang es Express Films nicht, für den deutschen Markt einen Verleih
zu finden, so daß DER GALILÄER bis Anfang 1923 in Deutschland nicht öffentlich
aufgeführt wurde. Vom 15. bis 18. April 1923 mietete Gotthart die Freiburger Festhalle
für die ersten öffentlichen Aufführungen. Die Einnahmen des ersten Tages
wollte er je zur Hälfte der Ruhrhilfe und der Notgemeinschaft überweisen, Die Stadtverwaltung
sollte kostenlose Werbung treiben: Ein Erfolg, teilte Gotthart mit, werde
um so eher eintreten, wenn Bürgermeister und Stadtrat die Schirmherrschaft über die
Aufführung übernähmen, Außerdem beabsichtigte er, auf der Veranstaltung „eine patriotische
Ansprache" halten und die Vorführung von Chören, Sologesang und Orgelmusik
begleiten zu lassen.90

Gegen die Verwendung der Einnahmen zu wohltätigen Zwecken hatte die Stadtverwaltung
nichts einzuwenden, die Schirmherrschaft über die Veranstaltung lehnte sie
allerdings ab.91 An ihrer Stelle sprang die Caritas ein, die als Gegenleistung über
die Verwendung der Eintrittsgelder mitbestimmte: je ein Drittel gingen an die „Opfer
im badischen Einbruchsgebiet", die Notgemeinschaft „Winterhilfe Freiburg" und den
Caritasverband.92 Die Einnahmen hielten sich allerdings in bescheidenen Grenzen:
ganze 186 855 Mark kamen für die Freiburger Winterhilfe zusammen. Um eine fünfköpfige
Familie durch den Monat zu bringen, hätte es im Mai 1923 der doppelten
Summe bedurft.93

Schafe, Esel und Kamele —
Die „Freiburger Passionsspiele" in der Neuen Welt

Mitte Januar 1924 meldete die Volkswacht, daß sich Adolf Faßnacht mit seinem Ensemble
nach New York eingeschifft habe, um von dort aus eine Tournee durch die
USA, Kanada und Südamerika anzutreten. Die Vorstellungen würden auf einer Freilichtbühne
gegeben, die nach dem Freiburger Vorbild gestaltet sei, Auch solle Faßnacht
wegen seines Rufs als bester Christusdarsteller im Film in den USA für einen
neuen Jesus-Film verpflichtet worden sein. Gleichzeitig mit dieser Gastspielreise
werde dort „eine in amerikanischem Stile gehaltene" PR-Kampagne für Freiburg gestartet
. Diese Mitteilung hatte der Freiburger Verkehrsverein der Presse geliefert, der
sich noch immer an seinem Traum vom schnellen Geld amerikanischer Touristen
klammerte. Man werde „es nicht unterlassen, die Amerikareise unserer Passionsbühne
mit einer durchdachten Propagandafahrt für unsere Schwarzwaldindustrie zu
verbinden", ließ er verbreiten, ohne sich jedoch darüber auszulassen, wie diese aussehen
sollte.94

Die Tournee dauerte ungefähr ein Jahr. Für den theaterbegeisterten Pfarrer Josef

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