Freiburger historische Bestände - digital

vid Belasco war mit der Regie beauftragt worden. Die Kritik ließ sich von diesem
Aufwand jedoch nicht täuschen. Noch nie habe er erlebt, daß etwas so viel versprochen
und dann so enttäuscht habe wie die Freiburger Passionsspiele, schrieb Brooks
Atkinson in der New York Times. Das Mysterienspiel sei zum farbensprühenden Aufzug
verkommen. Christusdarsteller Adolf Faßnacht spiele seine Rolle zwar voll tiefer
Überzeugung, doch sei seine Stimme zu süßlich für den Menschensohn, den er darstelle
.100

Wie häufig im Zusammenhang mit Passionsspielen tauchte auch in New York der
Vorwurf des Antisemitismus und des Aufrufs zum Rassenhaß auf. Ein Vertreter der
jüdischen Gemeinde zog seinen Einspruch gegen die Aufführung allerdings zurück,
nachdem er eine Vorstellung besucht hatte. Zur Klärung zivilrechtlicher Streitigkeiten
beschäftigte sich gleichzeitig das Oberste Gericht des Staates New York mit den
Passionsspielen.101 Bald drangen noch schrillere Mißklänge von der Tournee nach
Freiburg.

Die Euphorie nach den anfänglichen Erfolgen verflog rasch, das Unternehmen geriet
in die Krise. War das Stück im Herbst 1929 in San Francisco noch begeistert aufgenommen
worden, so fiel es in kleineren Städten immer häufiger durch. In künstlerischer
wie finanzieller Hinsicht folgte ein Mißerfolg auf den anderen.102
Schließlich kamen noch die Brüder hintereinander. Georg Faßnacht und sein Sohn,
der den Christus in deutsch und Englisch spielen konnte, trennten sich mit einigen
Kollegen von dem Unternehmen und versuchten eine eigene Karriere. Kurz vor Weih-

Abb. 16 Die Passionsspiele von Georg Faßnacht fanden 1946 zwischen den zerstörten Häusern am

Münsterplatz statt. (Foto: Stadtarchiv Freiburg)

172