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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0176
hatte. Der Bühnentext war, abgesehen von einigen zusätzlichen Regieanweisungen,
identisch mit dem einst von Harry Schäfer bearbeiteten, dessen Name ebenfalls keine
Erwähnung mehr fand.110 Reinhold Schneider hatte für die Festspiele einen Prolog
geschrieben, der nach den Eingangsfanfaren gesprochen wurde. Bekannte Chöre und
Sologesänge, unter anderem von Beethoven, Bach, Händel und Mendelsohn, begleiteten
das Geschehen auf der Bühne, das sich im Gegensatz zu den bombastischen
Aufführungen von einst mit einfachen Kostümen und wenigen Requisiten bescheiden
mußte.],]

Ein Mitarbeiter der Badischen Zeitung, der sich über die Berechtigung von Passionsspielen
in der Nachkriegssituation Gedanken machte, bezweifelte jedoch, ob
Faßnachts realistische Darstellung geeignet sei, die Passion angemessen zu vermitteln
: „Es wäre unrichtig zu verschweigen,'4 schrieb er, „daß die nur realistische Form
der Darbietung zu äußerlich und theatralisch bleibt, um wirklich innerlich zu erschüttern
oder eine echte religiöse Wirkung zu haben. Es ist bezeichnend, daß die
Szenen des Hohen Rates die wirksamsten und überzeugendsten sind (mit so vortrefflichen
Sprechern wie den Kaiphas), weil diese Szenen realistisch gespielt werden
können. Dort aber, wo der Bereich des Heiligen und des Mysteriums berührt wird
(Abendmahl, Ölberg, Golgatha, Ostermorgen), muß der theatralische Realismus versagen
. An diesem Mangel leidet das Faßnachtsche Spiel an den entscheidenden Stellen
. Die Engelserscheinungen (Ölberg, Auferstehungsszene) wirken dünn und unwahr
, wie auf einer gewissen Art frommer Bilder, das Abendmahl entbehrt der
tieferen Weihe, wobei die Tatsache, daß es im Freien, statt in einem Raum sich voll-

Abb. 17 Passionsspiele 1946: Jesus (Georg Faßnacht) vor Kaiphas. (Foto: Stadtarchiv Freiburg)

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