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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0189
es eine ergänzte 2. Auflage, was man freilich erst entdeckt, wenn man auf S. 488 das entsprechende
, die erste Auflage weiterführende Titelblatt wahrgenommen hat. Die abschließenden
Seiten 489-521, insbesondere mit einem kunsthistorischen Aufsatz von Heinfried Wischermann
über den „Petrus-Zyklus in der Klosterkirche von St. Peter im Schwarzwald" ergänzen
also, im Jahr nach Jubiläum und Ausstellung, den Festband.

Dieser bestand, wie man dies auch von anderen Werken dieser Art kennt, aus einem von
10 Autoren gestalteten Aufsatzteil mit wissenschaftlichen Beiträgen (S. 15—267) und dem
gleichgewichtigen Katalogteil in vier Abschnitten (S. 269—469), dem ein Literaturanhang angefügt
ist. Dabei fallt auf, daß im Aufsatzteil das Mittelalter ganz fehlt, obwohl diesem ja das
Jubiläum — Verlegung des Klosters von Weilheim/Teck nach St. Peter im Jahr 1093 — galt.
Die Beiträge betreffen die Abte-Galerie im Kreuzgang von St. Peter (Wolfgang Reinhard), den
Benediktzyklus von Franz Ludwig Herrmann (Albert Schmidt OSB), die Bildprogramme der
Treppenhäuser und des kleinen Speisesaals (Hermann Brommer) und im Fürstensaal (Gerhard
Neumann), die Stifter- und Zähringerbildnisse (Volkhard Huth), weitere Beispiele aus dem
Dekorationsprogramm im Zusammenhang mit der Erbauungsliteratur des 18. Jahrhunderts
(Carsten-Peter Warncke), das Bildprogramm der Bibliothek (Gregor Lechner OSB) und
schließlich Abhandlungen zur Ikonographie des Frauenbildes (Hans H. Hofstätter) und zum
Thema „Krankheit und Behinderung" (Hansjörg Schneble); ein Aufsatz über Abt Philipp
Jakob Steyrer, den Bauherrn des Konventsgebäudes von St. Peter rundet dieses Panorama der
Arbeiten zur Kunstgeschichte der Barockzeit ab. Andererseits, zur Gründungsgeschichte, zur
Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Schwarzwaldklosters im Mittelalter, zur Einbindung in
die zähringisch-badische, habsburgisch-vorderösterreichische Herrschafts- und Verwaltungsentwicklung
der frühen Neuzeit erfahrt man hier nur dasjenige, was im Zusammenhang mit
den Bild- und Schriftquellen des 18. Jahrhunderts steht. Auch die Markgrafen von Baden, die
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihre zähringische Hausgeschichte in St. Peter neu
entdeckt haben, begegnen in diesem Teil nur beiläufig, so daß der Weitergang der Dinge bis
zur Aufhebung und Säkularisation des Klosters hinter der barocken Emphase, der Übersteigerung
der Kräfte zurücktritt, obwohl sich doch der Niedergang und das Ende schon vorausahnen
ließen. Auch im Katalogteil und damit in den eigentlichen Exponaten der Ausstellung ist
die Periode des Mittelalters merkwürdig karg ausgefallen, mehr durch historiographische und
künstlerische Zeugnisse aus der Neuzeit vertreten als durch mittelalterliche Quellen. Fast
meint man, außer dem Rotulus Sanpetrinus, einigen stauferzeitlichen und spätmittelalterlichen
Handschriften und ein paar wenigen Urkunden ergebe die Spurensuche wenig mehr als dasjenige
, was den bedeutenden Mönchen und Geschichtsschreibern von St. Peter im 17. und 18.
Jahrhundert nicht auch schon bekannt war.

In einer Ausstellung ist es natürlich legitim, das zu zeigen, was zeigenswert und was in
einem Barockkloster erhalten geblieben ist, die Monstranzen und Kelche, Gefäße und Gebrauchsgegenstände
, die Bilderwelt samt Plastik und Architektur, in der das ganze Mittelalter,
wenn auch in Bildprogrammen des 18. Jahrhundert, subsumiert ist. Doch dahinter ist das Mittelalter
in St. Peter verborgen geblieben; wenn es schon keine spektakulären Zeugnisse gibt,
so wäre es doch wenigstens zu beschreiben gewesen. Das Festevangeliar der Badischen Landesbibliothek
Karlsruhe, um 1200, eines der schönsten Stücke der oberrheinischen Buchmalerei
(S. 423 ff.) steht demnach für eine Zeit, deren politisches Leben aus dem Blickwinkel von
St. Peter nicht beleuchtet werden konnte, die Spätphase der Zähringer am Oberrhein am Ende
der Stauferzeit. Sollte die Freiburger Zähringer-Ausstellung von 1986 mit ihrem zweibändigen
Katalog (und Nachtragsband von 1990) und ihrer wissenschaftlichen Aufarbeitung der Zähringergeschichte
wirklich für St. Peter nichts übrig gelassen haben? Man muß dies deshalb mit
einigem Nachdruck fragen, weil in diesen Jahren weitere 900-Jahrfeiern ins Haus stehen, die
an die Reformabteien im letzten Jahrzehnt des 11. Jahrhunderts erinnern, an Klostergründun-

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