Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0199
gessen hatte. Diese Ausgabe legte der Waldkircher Verlag neuerdings ungekürzt als Reprint
vor. Manfred Hildenbrand schrieb ein Nachwort und kommentierte den Text durch 557 Anmerkungen
, wobei er Daten zu zahlreichen Personen, Informationen über politische Zusammenhänge
von damals, Institutionen, Gebäude oder nicht mehr gebräuchliche Begriffe liefert.
Das Schwergewicht liegt dem Thema entsprechend auf der Karlsruher Stadtgeschichte. Manfred
Hildenbrand, der das Hansjakob-Museum und -Archiv in Haslach im Kinzigtal leitet, läßt
erkennen, daß er einer Interpretation der Gestalt Hansjakobs zuneigt, die vom Bild des
„Schwarzwälder Heimatdenkmals" abrückt. In einer Anmerkung greift er unbelegte Gerüchte
auf, der katholische Priester Hansjakob habe illegitime Kinder hinterlassen. „Wenn nicht alles
täuscht . . ." Angesichts dieser Tatsache darf man schmunzeln, wenn sich Hildenbrand ereifert
, Hansjakob als promovierter Historiker sei leichtfertig mit geschichtlichen Fakten umgegangen
. Renate Liessem-Breinlinger

Conrad W. Mayer, Ein Patriot muß gehen — Aus dem Leben von Wilhelm Hugo Mayer.
Selbstverlag des Verfassers, Bad Krozingen 1993. 80 S.

Daß ein Sohn seines Vaters gedenkt, ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Doch die Schrift
Conrad W. Mayers ist mehr als nur ein Zeugnis privater Pietät. Die vorgelegte Biographie kündet
von einem Leben, das in den Jahren vor der nationalsozialistischen Machtergreifung in
der Partei des Zentrums, im Volksverein für das katholische Deutschland und im kulturellen
Leben der Stadt Freiburg unübersehbare Spuren hinterlassen hat. „Wer Hitler wählt, wählt den
Krieg!" war die sich leider bestätigende Parole in den Reden Wilhelm Hugo Mayers, der als
junger Lehrer und Dirigent vor allem im Freiburger Raum und insbesondere im Vorort Günterstal
für das Zentrum aus jungen Männern die „Badenwacht*4 organisierte. Bittere Folge:
Gewalttätigkeiten der Nationalsozialisten und ihnen angeschlossener Verbände gegen Wilhelm
Hugo Mayer und dessen ganze Familie wurden immer rücksichtsloser. Es drohte Schutzhaft
in einem Konzentrationslager (KZ), und in einem Bericht der NSDAP-Ortsgruppe hieß es sogar
: „Mayer soll jüdischer Abstammung sein.** Schließlich wurde Mayer politisch „kaltgestellt
" und. begleitet von wüsten Beschimpfungen der Freiburger NS-Presse als Alleinlehrer
nach Hegne/Bodensee versetzt.

Besonderen Reiz gewinnt die Schrift für jeden historisch Interessierten dadurch, daß zahlreiche
zeitgeschichtliche Zeugnisse in Faksimile beigefügt sind. Lothar Bohnert

Gerhard Huber, Die Amtszeit von Bürgermeister Josef Huber in Todtnau von 1923 bis 1933
und der Ubergang in die Zeit des Nationalsozialismus. Selbstverlag des Autors, Bonn 1993.
73 S.

„Herr Huber! Wir haben Revolution, die Macht ist unser; das Volk steht hinter uns." Mit solchen
Worten wollte eine Delegation von SA-Männern den Bürgermeister von Todtnau am IL
April 1933 zum „freiwilligen" Rücktritt zwingen. Doch er erwiderte: „Ich weiche nur der
Gewalt!" Trotzdem mußte Huber dann bei der Neuwahl auf eine Kandidatur verzichten.
Schließlich bekam er einen gestandenen NS-Parteigenossen als Nachfolgen Die Vorgänge sind
anhand von sorgfältig recherchierten Quellen und Aussagen von Zeitzeugen durch den Sohn
des Josef Huber rekonstruiert und anschaulich berichtet. Die Amtszeit des tüchtigen jungen
Fachmanns im Todtnauer Rathaus fiel in die Aufbau- und Krisenjahre der Weimarer Republik.
Huber hat der Schwarzwaldgemeinde wichtige Impulse gegeben: Die Gründung der Sparkasse
, die Errichtung einer Handelsschule, die Anlage eines Schwimmbades .. .

Was das kleine Buch für geschichtlich Interessierte so wertvoll macht, ist die Nahsicht, mit
der jener stille Wandel der Strukturen, der sich nach dem Ersten Weltkrieg beschleunigt vollzog
und zwar in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, beobachtet und dokumentiert wird. Die
große Krise seit 1930/31 wird so ganz unmittelbar nachvollziehbar. Man begreift, warum vor

197


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0199