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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 9
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1995/0011
Archäologische Beobachtungen zu den Freiburger
Altstadt-Straßen und zur Entstehung der ^Bächle"

Von

Matthias Untermann
Zustand — jüngere Geschichte — historische Quellen1

Klares Dreisamwasser strömt in beständigem Lauf durch alle Straßen Freiburgs —
heute zur Freude der Kinder und der Touristen, früher zum Nutzen aller Stadtbewohner
. Die heute übliche Fassung der Bächle in gepflasterten Rinnen zwischen Fahrbahn
und Gehweg entstammt ihrer neuen Aufwertung als charakteristisches Element
des Freiburger Stadtbilds (Abb. 1). Wie alt die Bächle sind, darüber fehlen sichere
Nachrichten und solide Studien2: Bereits die Stadtansicht des Gregor Sickinger von
1589 zeigt in den meisten Straßen der Stadt offene Bachläufe. Die ältesten Berichte
darüber stammen von Freiburg-Besuchern aus dem frühen 16, Jahrhundert,

Noch heute wird das Bächlewasser unterhalb des Schloßbergs aus dem Gewerbekanal
abgeleitet und durch einen Tunnel zum Schwabentor hin gelenkt3. Wie das
Wasser ehemals über den tiefen und breiten Graben vor der Stadtmauer in die Stadt
hineingelangte, zeigt der Sickinger-Plan: Dort führen am Christoffelstor, am Prediger
- und am Mönchstor „Bächlebrücken" („Kähner") über den Stadtgraben zwischen
Altstadt und Neuburg-Vorstadt sowie zur Lehener Vorstadt. Sie bestanden aus rechteckigen
Rinnen, die aus hölzernen Bohlen gezimmert waren und auf hohen Böcken
ruhten — wie man es heute noch an Zuleitungen zu Wassermühlen sehen kann
(Abb, 2 und 3). Die Bächlebrücke am Schwabentor selbst wird am Sickingerplan
natürlich durch die davor aufragende Stadtmauer verdeckt.

Über die Frage, wann die Bächle erstmals in schriftlichen Urkunden genannt werden
, gibt es eine alte Kontroverse. 1238 liegt nämlich das Gelände des Freiburger Dominikanerklosters
„zwischen zwei Bächen (inter duas ripas)4": H. Schreiber hat
dies 1857 auf das Grundstück zwischen Merianstraße, Unterlinden und Stadtmauer
bezogen, wo bis 1804 dieses Kloster stand5. A. Poinsignon, H. Flamm und R Gei-
ges haben 1883—1931 „ripa" dann auf die Zweige des Gewerbebachs oder sogar auf
Arme der Dreisam bezogen6; M. Porsche fand 1994 neue Argumente für die Theorie
Schreibers7. Nicht umstritten ist jedoch die nur wenige Jahre jüngere Nennung
der Bächle („rivuli") 1246 am heutigen Rathausplatzg — damals flössen sie also
schon in den Straßen der nordwestlichen Altstadt. Entgegen vielen Behauptungen9
dienten die Bächle primär der Brauchwasserversorgung und nicht der Entsorgung
flüssiger und fester Abfölle10 — in der Freiburger Altstadt gab es nämlich nur wenige
Brunnen, die überdies nicht vom Grundwasser, sondern von einer Rohrleitung
gespeist wurden11. Diese Brunnen konnten den Bedarf an „Brauchwasser" für Gewerbe
, Haushalt und Haustiere nicht decken — mit den Stadtbächen wurde deshalb

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