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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 163
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1995/0165
„Vielleicht der beste Lokalhistoriker Deutschlands"

Heinrich Schreiber
und die Anfange der kritischen Geschichtsforschung

Von

Hans Schadek

„Es war im Herbste des Jahres 1819% so erinnert sich Heinrich Schreiber im Vorwort
zu seinem „Urkundenbuch der Stadt Freiburg" 1 „als sich dem Herausgeber dieser
Urkunden das städtische Hauptarchiv im Hahnenthurme des Münsters2 öffnete.
Noch kann er sich ganz in seine damalige Lage denken, wie jedes Schloß der eisernen
Thüren und jede ihrer Ketten in seinem Innern wiederhallte, bis er endlich in das
dunkle Gewölb eintrat, in welchem die lang ersehnten Reliquien der heimathlichen
Vorzeit aufbewahrt wurden, Kaum vermochte er es, in seiner Ueberraschung und
Freude, auf manche belehrende Winke seines Führers und Freundes [des Stadtrats
Ferdinand Weiß] zu hören, und lächelte bei dessen Besorgniß, daß er über dem langwierigen
und mühevollen Archivgeschäfte ermüden möchte. Noch ehe er das Gewölbe
wieder verließ, hatte er den festen Vorsatz gefaßt, diese Denkmale der Vergangenheit
für seine Vaterstadt zu bearbeiten."6

Schreiber hatte erreicht, was er schon zwei Jahre zuvor zielstrebig angegangen war,
Im März 1817 hatte er in einer Eingabe an den Stadtrat3 beantragt, ihm den Zutritt
zum Hahnenturmarchiv zu gewähren, da er „wünschte .. ., die Geschichte seiner Geburtsstadt
aus zuverlässigen Urkunden zu bearbeiten" Als Motiv für sein Vorhaben
nannte der 23jährige, der seit gut einem Jahr am Freiburger Gymnasium unterrichtete
, die Beobachtung tiefgreifender Veränderungen: „Je mehr sich im Laufe der Zeit
in unserm Vaterlande alle individuelle Selbstständigkeit verliert, und freiwillig oder
gezwungen der allgemeinen Form sich fügt, destomehr Interesse gewinnt das Gemälde
eines Bürgervereins, sowohl in seiner freien Begründung, als in seinem fortwährenden
, wie wohl vergeblichen Ringen, die ursprüngliche Verfassung und mit ihr
auch den ursprünglichen Wohlstand zu behaupten . .. Der hohe Sinn für Recht und
Freiheit auf der einen, überwiegende Macht auf der anderen Seite ... sind Züge zu
einer Darstellung, der es wohl nicht an Reiz mangeln dürfte, wenn sich mit ihr auch
das Bild des geselligen Lebens im engeren Kreise der Bürger ... in den verschiedenen
Perioden verbindet" Schreiber bedient sich hier einer Antithese, die er aus den
Vorlesungen Karl von Rottecks mitgenommen hatte: Geschichte ist auch für ihn der
Ort eines permanenten Ringens von Gewalt und Zwang mit den Prinzipien von Recht
und Freiheit.4 Doch hat er zugleich, und das ist in unserem Zusammenhang wichtiger
, die konkreten politischen Ereignisse vor Augen, die er als Jugendlicher bewußt
und teilweise „hautnah64 miterlebte5 und die ihm, durch den Untergang vertrauter

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