Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 92
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0094
chen Lehrstuhl der philosophischen Fakultät. Nach seiner Darstellung waren aus politischen
Gründen verschiedene Angebote gemacht worden, und vorherige Gespräche
mit dem Universitätskurator Reck waren ergebnislos und sehr hitzig verlaufen. Während
Reck Schreiber als „ewigen Nein-sager" bezeichnete, glaubte dieser, es nicht
nötig zu haben, Kompromisse einzugehen. Am 21. Juni wurde Schreiber der Beschluß
seiner Versetzung unter Beibehaltung des bisherigen Ranges und der Besoldung
mitgeteilt. Von der Versetzung wurde auch der bislang weitgehend ahnungslose
Senat der Universität völlig überascht, der zunächst noch zu bewirken versuchte, daß
„... wenigstens die Verwandlung derselben in ein Definitivum möchte abgewendet
werden können .. " Die eigenständigen und unmittelbaren Verhandlungen Schreibers
mit dem Karlsruher Ministerium erinnern an seinen Versuch, ohne Universität an
eine Professur zu kommen oder an die eigenmächtigen Handlungen während seiner
Bibliothekarszeit. Sie zeigen Schreibers eigensinnigen Charakter und seinen Willen,
seine Interessen ohne Einhaltung von Dienstwegen und Konventionen durchzusetzen
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Der Senat versuchte bedingt erfolgreich auf die theologische Fakultät einzuwirken,
für Schreibers Verbleib in der Fakultät einzutreten. Schreiber gegenüber wollte der
Senat erreichen, daß dieser zwar die strittigen Äußerungen über den Zölibat in seinen
Vorlesungen weglassen, ansonsten aber Theologie lehren solle. Die Versetzung auf
die Lehrkanzel der historischen Hilfswissenschaften lehnte er ab, da die Hilfswissenschaften
„.. . nicht zu denjenigen Fächern gehören, welche zu allen Zeiten an einer
Universität gelehrt werden müßen ..." Der Senat hatte ein großes Interesse daran,
mit dem Fall Schreiber möglichst keinen Präzedenzfall für eine Entfernung aus dem
Lehrfach aufgrund kirchlicher Proteste zu schaffen, war doch auch der damalige Prorektor
Amann ebenfalls stark unter kirchlichen Beschuß geraten. Schreiber hatte zu
diesem Zeitpunkt bereits drei Wochen zuvor schriftlich sein Einverständnis mit der
Versetzung erklärt. Schreiber rechtfertigte sich ausführlich vor dem Senat für seine
Versetzungsbereitschaft. Er betonte dabei die Endgültigkeit seines Entschlusses, da
er lange genug von der Regierung gegen kirchliche Angriffe geschützt worden sei,
er zudem in gar keiner Weise bereit sei, in seinen theologischen Ansichten Kompromisse
einzugehen und da dies die Lehrfreiheit einschränke. Auch hier tritt das Motiv
der von ihm über alles gestellten Lehrfreiheit auf, das ihn seine gesamte Laufbahn
begleitete. Schreiber verzichtete aber auch auf seinen theologischen Lehrstuhl, da er
aus Gründen der Opportunität nicht seine Überzeugung ablegen könne und er durch
eine solche Handlungsweise nicht seine Glaubwürdigkeit verlieren wollte. Aufgrund
der „... Erfolglosigkeit einer jeden Gegenvorstellung .. " und „. .. im Interesse
der Lehrfreiheit selbst .. ", die er im Falle seiner Kompromißlosigkeit in Gefahr
brächte, habe er sich zu einem Wechsel entschlossen. Als letzten Grund nennt Schreiber
seinen angegriffenen Gesundheitszustand, der ihn weitere anhaltende Belastungen
und Anfeindungen, die nun schon ins vierte Jahr gingen, nicht mehr ertragen ließ.
Tatsächlich war Schreiber seit den Auseinandersetzungen um seine Äußerungen über
den Zölibat ständig krank und machte deshalb bereits im Sommer 1830 eine Brunnenkur
, zuletzt war er vom Juni bis September 1835 (einschließlich Reisen) erneut auf
Erholungsurlaub und fehlte in dieser Zeit in fast allen Senatssitzungen. Zuletzt war
er im Februar und im Sommer 1836 krank. Nach seiner Versetzung besserte sich

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