Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 95
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und dankbarst überzeugt, daß in diesen hectischen Augenblicken aufgeregter Leidenschaft
das Wort der Vernunft geltend zu machen, von Ihrer Seite eine That der größten
Entschlossenheit war .. "73 Der Besuch des Großherzogspaares und die Vermittlung
in den Auseinandersetzungen zwischen Studenten und Militär waren Situationen, in
denen Schreiber im Rampenlicht stand, was er sicherlich auch voll genoß.

Als Schreiber im Mai 1830 erfuhr, daß Großherzog Leopold, der auch das Rektorat
der Universität innehatte, einen Besuch in Freiburg plane, schaltete der neue Prorektor
sofort das Konsistorium ein, um „. .. auf eine würdige Weise mitzufeieren ..."
Dazu wurde aus allen Fakultäten, darunter auch Schreiber, eine Kommission zur weiteren
Planung gebildet. Vorgesehen wurden die Schmückung der Universitätsgebäude
mit Transparenten und die Errichtung einer illuminierten Säule als Symbol für die
Fakultäten, die später jedoch durch eine Ehrenpforte ersetzt wurde. Ähnlich den
Potemkinschen Dörfern sollte die Universitätsbibliothek zumindest mit einem neuen
Anstrich bedacht werden. Der eigentliche Festakt einschließlich der Ehrenpromotionen
sollte im Saal der Bibliothek stattfinden, obwohl die Bibliothekskommission den
Saal für ungeeignet hielt. Auffallend oft ergriff Schreiber bei den Vorbereitungen die
Initiative und versuchte die Studenten aktiv in das Geschehen einzubinden. Als der
Termin des Besuches im September feststand, sorgte Schreiber dafür, daß trotz vorlesungsfreier
Zeit auch Studenten dem Großherzog ihre Huldigung entgegenbringen
sollten, es wurden Reden geplant, Gedichte von Studenten der vier Fakultäten,
Fackelzüge studentischer Korporationen usw. Schreiber setzte sich auch für das Bereitstellen
von 6 Polizeisoldaten als Ordnungsmacht ein, für die er nach dem Festakt
ebenso eine Gratifikation beschaffte wie für den Gärtner des Botanischen Gartens
oder seine Reden-haltenden und Gedichte-vortragenden Kollegen, darunter ein Weihegesang
auf die Fakultäten von Studenten. Darüber hinaus ließ er 300 Eintrittskarten
unter den Studenten verteilen, wobei dem Kriterium von Ruhe und Ordnung besonderer
Wert zugemessen wurde.74

Wenige Tage bevor das großherzogliche Paar in Freiburg eintraf, wurde Schreiber
der Titel „Geistlicher Rat44 verliehen. Diesen Titel beanspruchte er auch nach seiner
Versetzung an die philosophische Fakultät und selbst nach seiner Exkommunikation
und Zwangspensionierung» Als die Universität den Titel in ihren Adreßbüchern bei
der Namensnennung Schreibers in dem Glauben wegließ, daß er mit seinem Ubertritt
zum Deutschkatholizismus den Titel verloren habe, beschwerte sich dieser 1847 heftig
beim Senat, da er den Vorgang als ehrverletzend betrachtete. Die Universität wiederum
fragte zur Absicherung beim Ministerium nach, worauf das Ministerium mitteilte
, daß es Schreiber bereits am 13, Oktober 1845 den Titel, aber unter Beibehaltung
seines Dienstranges, abgesprochen habe. Dies war für Schreiber ein harter
Schlag, zumal seine Eitelkeit und sein Stolz auf Rang und Titel in seinem Beschwerdebrief
deutlich zum Ausdruck kommt. Hintergrund bildete die Bindung des Titels
„Geistlicher Rat" an eine konfessionelle Sektion innerhalb des Ministeriums, eine
Deutschkatholische Sektion gab es nicht. Der Kurator bedauerte ausdrücklich, daß
ausgerechnet Schreiber durch seine Sturheit die Nachfrage der Universität provoziert
habe und man ihm deshalb gar keine andere Antwort geben könne, als den Titel abzuerkennen
: „Reclamant würde daher wohl besser gethan haben, diese an und für sich
klare Sache nicht anzuregen . . 75

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