Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 96
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0098
Am 12. September traf der Großherzog samt Gemahlin endlich ein, und das Konsistorium
versammelte sich tags darauf ganz im Glanz der großherzoglichen Anwesenheit
. Schreiber versäumte es hierbei nicht, im ersten Tagesordnungspunkt den 25 Studenten
, die am Abend zuvor als Studentenchor ein Standchen gaben, seinen Dank
auszusprechen und sie auf den 18. September auf Universitätskosten zur Verköstigung
in den Konsistoriaissaal einzuladen. Nach dem feierlichen Umzug am 13. September
folgte am 14. der Festakt, bei dem Ministerialrat Zahn (theoL), Geheimrat Nebenius
(jur.), Medizinalrat Schrickel (med.) und Oberpostdirektor Freiherr von Fahnenberg
(phil.) mit Ehrenpromotionen bedacht wurden.76 Einen besonderen Stellenwert
hatte natürlich die Rede des Prorektors über den Geist der Stiftung der Universität
Freiburg. Schreiber schlug schon in der Widmung den Bogen von der Zähringer-Vergangenheit
zur Gegenwart und Zukunft unter dem zähringisch-badischen Großherzogspaar
Leopold und Sophie. Im Vergleich mit ihnen spielte das habsburgische
Gründerpaar Albrecht und Mechthild eine untergeordnete Rolle, nicht zuletzt im
Hinblick auf die Gründung, den Wissenschaftleraustausch und die Beziehungen zur
protestantischen Universität Tübingen. Das Christentum schlechthin stellte er als
Grundlage für die Entstehung der Wissenschaften heraus, die sich unter dem fürstlichen
Schirm entwickeln konnten. „Solch ein hoher und zugleich väterlich milder
Geist durchdringt von ihrem Stifter her unsere Albertina ... Es ist der Geist der Allgemeinheit
und der wissenschaftlichen Freiheit .. " Damit formulierte er den pro-
grammatischen Anspruch auf Lehrfreiheit und Unabhängigkeit der Universität von
bestimmten Ständen, Staatsformen und Zeitströmungen, Für ihn war die akademische
Lehrfreiheit ein unantastbares Leitmotiv seines gesamten wissenschaftlichen Wirkens
, das ihn immer begleitete, ihn zunächst zum Austritt aus der theologischen Fakultät
zwang und schließlich vollständig aus der Universität verdrängte. Gerade als
„... das dunkelste Blatt in ihrer Geschichte ..." bezeichnete er das Kapitel der Jesuitischen
Vergangenheit der Universität, die erst am Ende des 18. Jahrhunderts bis
zu seinen Lebzeiten wieder zu einer „ ... Urquelle der Wahrheit und des Lichtes .. "
werden konnte. Diesen freisinnigen und aufklärerischen Geist sah Schreiber zwar bereits
in der Gründung angelegt, doch erst jetzt, unter der badischen Dynastie, zu
neuer Blüte gelangen. Daß Schreiber solche starken Worte zur Zeit der beginnenden
Auseinandersetzung um seine Äußerungen zum Zölibat wählte, ist mit Sicherheit
kein Zulall.77

„Gegenüber solchen glänzenden und erhebenden Stunden zeigte sich die zweite
Hälfte von Schreibers erstem Prorectorate sehr umwölkt. Die Erungenschaften der
badischen Ständeversammlung im Jahr 1831 hatten begreiflicherweise in den Kreisen
der Studirenden, auch an öffentlichen Orten, um so mehr Anklang gefunden, als namentlich
deren ausgezeichnete Lehrer von Rotteck, Welcker und Duttlinger wesentlich
beteiligt waren."78 Schreiber meinte damit auch die Zusammenstöße zwischen
Studenten und Soldaten, mit denen er im März 1831 konfrontiert wurde. Am Beginn
standen offenbar einige Reibereien zwischen Unteroffizieren und Studenten, die sukzessive
eskalierten, bis eine blutige Auseinandersetzung auf dem Münsterplatz
drohte. „Schon drang das Militär mit gefälltem Bajonette auf die Studenten ein, als
sich von der drohenden Gefahr benachrichtigt, der Prorector in die Mitte warf, die
Vorrückenden mit größter Anstrengung zurückhielt und den furchtbaren Knäuel aus-

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