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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 97
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0099
einanderbrachte." Die Unruhen sind in der Universitätsgeschichte Meyers kurz erwähnt
, und die Akten im Universitätsarchiv dazu umfassen nicht nur einen halben
Meter, sondern auch Beweisstücke in Form von Stücken soldatischer Uniformen. Da
diese Vorgänge noch nicht genügend aufgearbeitet sind, kann hier nur die Rolle
Schreibers — auch aus Selbstzeugnissen — im Mittelpunkt stehen, nicht aber die
Auseinandersetzungen und deren Ursachen.79

Als das Konsistorium am IL März 1831 über das Budget beriet, zogen Studenten
vor die Universität, da es „... Reibungen der Unteroffiziers mit den Akademikern
.. " gegeben hatte. Das Konsistorium versuchte einerseits, die drohenden Zusammenstöße
durch die Pedellen und den Universitätsamtmann zu verhindern, baute aber
andererseits auch auf Verhandlungen, indem „. .. jeder der anwesenden Prof[esso-
res] privatim auf die Studirenden einzuwirken trachten wolle, damit die seit einiger
Zeit hervorgerufene Aufregung der Gemüther gedämpft und die Ruhe und Ordnung
erhalten werde .. " Zwei Tage später gab es erneut Zwischenfälle mit Verwundeten,
so daß auch Schreiber in seiner Funktion als Prorektor mit dem Stadtkommandanten
Egdorf und dem Universitätskurator konferierte. „Auch hier gieng die Anstrengung
des Prorektors beinahe über seine Kräfte, denn des Zurückhaltens und Beschwichti-
gens war für ihn kein Ende, da in der allgemeinen Erbitterung keine Darstellung
scharf genug erschien und Schreiber doch nichts unterzeichnen wollte, was er nicht
auch bei ruhigem Blute hätte verteidigen können", so Schreibers Autobiographie.80
Nach den Konsistorialprotokollen vertrat Schreiber die Position, daß Maßregeln aufgestellt
werden müßten, um die Ruhe und Ordnung wiederherzustellen und zukünftig
aufrechtzuhalten, und daß die Einsetzung einer Untersuchungskommission (unter
Beck und Amann) notwendig sei. Am Nachmittag sprach er im Namen des Konsistoriums
vor der Versammlung der Studenten und forderte sie zur Einhaltung von Ruhe
und Ordnung auf. Daneben wurde ein Bericht für den Großherzog abgefaßt. Auf dieser
Versammlung, die bis 7 Uhr andauerte, wurde beschlossen, daß die Tagung nach
Abfassung des Berichts (um 10 Uhr) erneut zusammentreten sollte. Doch die Fortsetzung
begann erst 12 Uhr und dauerte bis 2 Uhr. Demnach sollte der Bericht auf einer
Audienz in Karlsruhe vorgelegt und der Großherzog gebeten werden, die Sicherheit
in der Stadt zu garantieren. Im darauffolgenden Jahr gab es erneut Zwischenfälle, die
sogar zur kurzzeitigen Schließung der Universität fiihrten, Schreiber beschäftigten
die Berichte über die Ereignisse von 1831 und 1832 noch lange, und er nahm an einer
Audienz in Karlsruhe teil. „So wenig Schreibers Abneigung, sich in die Politik einzumischen
, der Mehrzahl der damaligen Professoren zusagte, so war er es dennoch,
dessen Feder sie vorzugsweise dann in Anspruch nahmen, wenn es sich um officielle
Vertheidigung der Hochschule handelte, weshalb ihm auch die wichtige Rechtfertigungsschrift
vom 31. Juli 1832 wieder unmittelbar an den Landesfürsten zum Entwürfe
übertragen wurde. Man wußte es wohl, daß er dabei ohne Rücksicht auf abweichende
eigenen Ansichten nur das Werk des Collegiums und der Anstalt führe."81

Die Konsistorialakten belegen Schreibers Aktivitäten in seiner Funktion als Prorektor
jedoch nur einmal, am 26. März 1831, in den Verhandlungen über die zu treffenden
Maßnahmen. Ob er wirklich Dreh- und Wendepunkt aller Geschehnisse dieser
Tage war, wie es Rieke kritiklos von Schreiber übernommen hat, läßt sich zumindest
bezweifeln.82 Ohne Schreibers Verdienst schmälern zu wollen, ist seine Rolle als

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