Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 98
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Prorektor zwar einerseits nicht zu unterschätzen, andererseits handelt es sich bei
allen Verhandlungen immer um Gremien, denen er angehörte.83 An der Beschreibung
der aufgezogenen Bajonette, des Kampfes und Schreiber, der sich mitten in die
Menge warf und sie unter dem Beistand einiger Offiziere auseinandertrieb, sind vorsichtige
Zweifel angebracht. Die Quelle dieser Schilderung dürfte vor allem in
Schreibers Selbstüberschätzung zu suchen sein.

Das Prorektorat war der Höhepunkt des gesellschaftlichen Lebens für Schreiber als
Universitätsprofessor und als Repräsentant der Universität. Hinzu kamen seine Auszeichnung
als Geistlicher Rat und die Möglichkeit, seine Reputationssucht beim
Empfang des Großherzogs zu befriedigen. Mehr konnte Schreiber nicht erreichen und
sich auch kaum erhoffen. Schon wenig später wurde Schreibers Demontage als Universitätslehrer
eingeleitet, die er zwar noch einmal durch einen Fakultätswechsel abschwächen
, aber nicht aufhalten konnte. Doch auch als Ordinarius für historische
Hilfswissenschaften bekleidete Schreiber noch einmal das Prorektorat. Nach der Abschaffung
des 1767 eingerichteten Konsistoriums und der Einführung eines akademischen
Senats als geschäftsführenden Organs aus allen vier Fakultäten war er seit dem
5. Oktober 1832 in diesem Gremium und gehörte ihm bis 1839 an. Wegen seiner
Krankheit ließ er sich mehrfach durch Buchegger vertreten, seine Vorlesungen übernahm
teilweise Adalbert Maier.84 Für das Jahr 1841/42 lehnte er sogar das Dekanat
der philosophischen Fakultät bereits vor der Wahl aus gesundheitlichen Gründen
ab.85

Die Umstrukturierung der Universität und die Abschaffung des Konsistoriums beschrieb
Schreiber in seiner Autobiographie sehr eindrücklich. „Es war ein ergreifender
Moment, als zum letztenmal das Consistorium sich versammelte, die Verkündigung
seiner Auflösung entgegennahm . . . Ungern sah sich Schreiber durch das
Vertrauen der Regierung in die neue Behörde berufen und fand bald hinreichend Gelegenheit
, die vorangegangene Umwandlung zu beklagen. Die Hochschule hatte ihren
wissenschaftlichen und collegischen Mittelpunkt mit seiner Atmosphäre und dem
Aneinanderschlagen tüchtiger Geister verloren, die Regierung dafür ein leicht lenksames
büreaukratisches Collegium gewonnen. Allerdings ist es richtig, daß in Consi-
storial-Sitzungen mitunter ein lebhafter Wortwechsel aufblitzte und daß einzelne
Männer voller Kraft schwächere Collegen beherrschten, aber es hatte sich doch hier
vorzugsweise die Aristokratie des Geistes und sein Schaamgefühl geltend gemacht
. . . Schon der Ort selbst, wo diese Sitzungen gehalten wurden, schien der Erhebung
und in mittelbarer Anknüpfung der einzelnen Lehrer an ihre Alma Mater günstiger.
Ein großartiger Saal, von dessen Wänden die Standbilder der Stifter und Wohltäter
der Hochschule, darunter einer Kaiserin Maria Theresia, eines Kaisers Josef II, eines
Großherzogs Karl Friedrich ernst und mahnend auf die zahlreiche Versammlung herabblickten
, die wenigen Mitglieder des Senats dagegen in das beschränkte Zimmer
der Facultätssitzungen berufen, brachten dahin auch nicht selten die Geneigtheit, sich
zunächst dem Prorektor und der Regierung gefallig erweisen und mahnen, da sie sich
selbst ergänzten, wo möglich nur gleichgesinnte Mitglieder unter sich auf. Zwar besteht
neben dem Senate noch eine Plenarversammlung der Professoren, jedoch im
Grunde nur zum Scheine .. 86 Schreiber lobte in seinen Denkblättern das Konsistorium
als ein liberales und auf seine althergebrachten Rechte beharrendes Selbst-

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