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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 108
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0110
ken? daß unser hochgeschäzter und ehrenwerther Lehrer, Herr Professor Schreiber,
mit dem Beginne kommenden Semesters seinem — jetzt unbesetzten — Lehrstuhle
und dadurch unserer Mitte wieder gegeben werde " Unter den 52 Unterzeichnern
waren 27 Cameralisten und Juristen, 7 Philosophen, 1 Theologe, 14 Mediziner und
3 Studenten ohne nähere Angabe der Fakultätszugehörigkeit, also keinesfalls nur Geschichtsstudenten
. Man darf die Liste der Studenten als eine Form der Solidarität gegenüber
Schreiber werten, wobei die große Hörerschaft von 18 Studenten aus juristischen
Kreisen auffallt. Meldeten sich gerade die 14 Medizinstudenten, weil Schwörer
unter den Studenten gegen Schreiber Stimmung zu machen versuchte? Zum Jahreswechsel
1845/46 erhielt Schreiber noch einmal ein Dankesschreiben von 82 Studenten
, darunter 41 Cameralisten und Juristen, 22 Mediziner, 13 Studenten der philosophischen
Fakultät und 6 Theologen, die beim Senat eine Eingabe gemacht hatten,
Schreiber „.. . möglichst bald wieder unserer Mitte zurückzugeben." Die Tendenz
des Schreibens ist auf die „. . . Gründung einer Nationalkirche . . ." ausgerichtet und
fordert die Geistes- und Lehrfreiheit: „Aber Sie haben auch durch Ihre Stellung als
Priester und akademischer Lehrer die wichtigsten Fragen in Anregung gebracht und
zur Entscheidung vorgelegt: die der Lehrfreiheit, der Glaubens- und Gewissensfreiheit
der Professoren und der Staatsdiener im Allgemeinen. In dieser Beziehung blickt
die akademische Jugend auf Sie "106 Möglicherweise kann man darin Anzeichen für
die veränderte politische Lage der End vierziger sehen.

In der Senatssitzung am 31. Januar 1846 wurde ein Schreiben des Ministeriums
zum Fall Schreiber besprochen, das die einstweilige Pensionierung Schreibers mit
Übernahme der Pension durch die Staatskasse bestätigte. Bemerkenswert ist die darin
enthaltene Kritik an der Handlungsweise des Prorektors: „ . .. daß der Prorector zur
geschehenen Hinwegnahme des Anschlages der Vorlesungen des Professors Schreiber
nicht ermächtigt, vielmehr verpflichtet gewesen sei, diese Sache vor den Senat
zu bringen . . " Damit wird auch das Benehmen Stromeyers getadelt, wobei das
Ministerium in diesem Fall mehr als vorsichtig vorgehen wollte.107 Anschließend
wurde die Wirtschaftsadministration mit der Berechnung des Ruhestandsgehaltes beauftragt
, eine Aufgabe, die sich als reichlich aufwendig herausstellte. Grund dafür
waren die ständigen Besoldungszulagen Schreibers, der vielfache Wechsel der Funktionen
, seine Suspension und seine Naturaleinkünfte. Die Besoldungszulagen wurden
in einem Fall mit der Anzahl seiner Publikationen, in einem anderen Fall mit der
Zahl seiner Hörer, ca. 300 aller Fakultäten in seinen moraltheologischen Vorlesungen
, begründet. Schreibers Ruhegehalt beinhaltete auch noch 1855 einen Anteil an
Früchten im Werte von 45 und an Wein im Werte von 63 Gulden. Insgesamt betrug
die Pension über 1350 Gulden. Wenn auch das Getreide immer nur in Geld ausbezahlt
wurde, so bezog Schreiber jedoch den Wein bis in die 60er Jahre hinein. Schließlich
übernahm die badische Staatskasse die Pension Schreibers.108 Die Politik entschied
also letztendlich gegen Schreiber, und am 6. März 1846 teilte der Universitätskurator
dem Senat die sofortige Pensionierung mit. Das Mitteilungssschreiben an den Senat
war eine der letzten Handlungen Schwörers als Prorektor. Man kann sich seinen Triumph
und den des Ordinariats vorstellen.109

Dennoch riß, zumindest anfangs, die Verbindung Schreibers zur Universität nicht
ganz ab. Nach dem Tode Perlebs bot er dem Senat Material für eine Trauerrede für

108


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