Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 111
(PDF, 35 MB)
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nende Priester Leopold Kist das Jeremiazitat (Kap. 31, 30) hinzu: Jeglicher, der saure
Trauben ißt, deß Zähne sollen stumpf werden,112

Als Pensionär beschäftigte sich Schreiber intensiv mit der Universitätsgeschichte
und verfeßte sein noch heute unverzichtbares Werk.113 Schon in den zwanziger Jahren
trug er Material zu Glareanus zusammen, das er dem Züricher Schultheiß zur
Veröffentlichung überließ. Nach dessen Tod korrespondierte er dazu mit seinem
Freund Jakob Burckhardt in Basel und arbeitete das Material für eine Rede selbst auf,
die schließlich nach erneuter Überarbeitung mit finanzieller Hilfe der Studienstiftung
gedruckt wurde.114 Friedrich Schaub, der die Archivgeschichte der Freiburger Universität
untersuchte, beklagte sich über die Spurenlosigkeit der Schreiberschen Arbeiten
, wie auch der Edition der Stiftungsurkunden durch Franz Xaver Werk. Schreiber
erwähnte bei seiner Glareanus-Arbeit insbesondere die Fakultäts™ und Senatsprotokolle
, die er als Quellenbasis verwendete. Seine Reden über einzelne Stifter
belegen auch, daß er die Urkunden und Akten des heutigen Stiftungsarchivs, das damals
noch von der Verwaltung benutzt wurde, durchgearbeitet hatte.liS Für den
Zeitraum vom Sommersemester 1824 bis Sommersemester 1832 war Schreiber auch
offizieller Chronist der Freiburger Universität, um die Wirksamkeit des Hochschul-
lebens nachträglich zu dokumentieren. Auffallig ist der Abschnitt über die Universitätsbibliothek
in diesen Chroniken, die er unmittelbar nach dem Lob des Landesfur-
sten hervorhebt, insbesondere die Arbeiten, mit denen er selbst als Bibliothekar
begonnen hatte. In diesem zweiten Abschnitt konnte Schreiber besonderes von den
Ereignissen seines eigenen Prorektorates berichten, die seiner Eitelkeit sicherlich gut
bekamen. Hinzu kam die Erwähnung sonstiger Schreiberscher Veröffentlichungen in
dieser Chronik, insbesondere der Reihe der Reden auf Stifterpersönlichkeiten der
Universität, die Schreiber zwischen 1830 und 1834 gehalten hatte.116 Die Stifterreden
wurden offenbar auf Initiative Schreibers gehalten und dienten ihm nicht nur
als historisches Forum, sondern auch als ein Mittel, seine Auffassung vom Stiftungsgeist
und vom Geist der Lehrfreiheit, wie bereits beim Besuch des Großherzogs 1830,
zu vertreten. In einer Zeit, als Schreiber wegen seiner Zölibats Veröffentlichung schon
heftig in die Kritik geraten war, ist es verständlich, daß diesen Reden in historischem
Gewand erhöhte Aufmerksamkeit zukam. „Von nun an wurden zumal auf Betreiben
von kirchlicher Seite her, diesen Vorträgen Hindernisse von allerlei Art in den Weg
gelegt. Hug wagte es sogar während seines Prorectorats ihm die Ablieferung des Manuskriptes
zur vorläufigen Einsicht des Vorstandes der Universität ansinnen zu wollen
. Schreiber wies natürlich ein solches Begehren mit Entrüstung zurück und lieferte
keinen Vortrag mehr, der auch seitdem unterblieben und deshalb die ganze Gedächtnisse
jener auf den kirchlichen Akt beschränkt ist." Diese Initiativen Hugs gehen
auch mit den Versuchen einher, während seines Prorektorats die Theologieprofessoren
dazu zu bringen, im Vorlesungsverzeichnis die zugrunde liegenden Lehrbücher
anzugeben. Letztlich hatte das Ordinariat dadurch die Möglichkeit, Inhalte von Vorlesungen
bedingt zu kontrollieren. Bevor sich Schreiber derartigen Vorschriften
beugte, verzichtete er lieber auf das Forum seiner Stifterreden und zog sich gekränkt
zurück, selbstverständlich unter Hinweis auf die akademische Lehrfreiheit.117

In der Nacht zum 30. November 1872 starb Schreiber, und am Tag darauf lud die
Universität zur Trauerfeier auf den 2. Dezember ein. Bemerkenswert ist das Nach-

111


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