Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 112
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spiel zu Schreibers Tod, genauer gesagt zu seinem Erbe, das er seiner Haushälterin
Caroline Rotzinger vermacht hatte. Alexander Ecker verwendete sich dafür, Schreibers
archäologische Sammlung als Lehrmaterial an die Universität zu holen. Schreiber
hatte sie der Stadt Freiburg vermacht, die Universität war leer ausgegangen.
Ecker versuchte nun, die Sammlung dennoch an die Universität zu holen und die
Erbin dadurch zu gewinnen, daß die Ausstellungsstücke mit dem Hinweis auf das
städtische Eigentum ausgestattet werden sollen. Dennoch betonte die Erbin, daß eine
Ausstellung in der Universität Schreibers Willen widerspräche. „.. . hätte derselbe
der Universität seine Sammlung oder einen Theil davon überlassen wollen, so würde
er dieses selbst verfügt .. " haben. „Von anderen Gründen, welche den Herrn Professor
bestimmt haben mögen, die Universität zu übergehen, spreche ich nicht
..118 Man darf daraus schließen, daß Schreiber als Pensionär sicherlich eher ein
distanziertes Verhältnis zur Universität hatte und die erfahrenen Kränkungen nicht
vergessen waren.

Schreibers Universitätskarriere war von Beginn an mit der akademischen Lehrfreiheit
, der Lehrbefugnis, akademischer Selbstverwaltung und den sonstigen akademischen
Idealen verbunden. Er selbst wurde diesen Maßstäben oft nicht gerecht, wie
sein Versuch, ohne Habilitation eine ministerielle Lehrbefugnis an der Universität zu
erlangen, seine Alleingänge in der Bibliothek oder seine eigenmächtigen Verhandlungen
bei seiner Versetzung 1836 ohne Kenntnis des Senats und andere Vorgänge mehr
zeigen. Wenn es um seine Reputation, seinen Rang und Titel, kurz seine Eitelkeit
ging, galten Schreiber die akademischen Werte bedeutend weniger. Die Karriere
Schreibers vom begabten Schüler aus armen Verhältnissen zum Bibliothekar, Ordinarius
an der theologischen und philosophischen Fakultät, Dekan und Prorektor ist bewundernswert
. Er scheint für seine Kollegen ein kantiger und kein einfacher Zeitgenosse
gewesen zu sein, der Anerkennung suchte und diese in seiner Karriere und
seinen wissenschaftlichen Arbeiten erfahr, Seine kompromißlose Haltung bereitete
ihm Schwierigkeiten, mit Kritik umzugehen oder selbst als Person hinter anderen zurückzutreten
. Man wird seinem Kollegen Münch, der den Beginn seiner Universitätskarriere
für etwa 10 Jahre aus nächster Nähe verfolgen konnte, daher Recht geben,
wenn er schreibt, daß Schreiber große Fähigkeiten besaß und überaus beachtliche
Leistungen vollbrachte, aber von einiger Heftigkeit und Rechthaberei in Meinungen
nicht ganz freigesprochen werden kann.119

Anmerkungen

1 Ernst Münch: Erinnerungen* Lebensbilder und Studien aus den ersten sieben und dreißig Jahren
eines teutschen Gelehrten. 3 Bde. Carlsruhe 1836—1838, insbes, Bd. 2, S. 137ff.

2 Einen Einblick in seinen beruflichen Werdegang gibt UAF B 38 / 242, Die wichtigsten Biographien
zu Schreiber sind: Robert William Rieke; Heinrich Schreiber (1793—1872) (Beiträge zur Freiburger
Wissenschafts- und Universitätsgeschichte 9) Freiburg 1957; Joseph Rauch: Heinrich Schreiber, o< ö.
Professor der Geschichte zu Freiburg, Ein Lebensabriß, Freiburg 1873.

3 Universitätsarchiv Freiburg (UAF) A 66 / 5.

4 Rieke (wie Anm. 2) S. 15.

4* Vgl. Hans Schadek: Das Geburtshaus Heinrich Schreibers. Miszeüe zum 200. Geburtstag des Freiburger
Theologen und Historikers. In: Zs. des Breigau-Geschichtsvereins „Schau~ins-Land" 112
(1993) S. 135—140; Ders., „Vielleicht der beste Lokalhistoriker Deutschlands". Heinrich Schreiber
und die Anfange der kritischen Geschichtsforschung. In: ebd. 114 (1995) S. 163—211, hier S< 169, 172.

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