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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 144
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0146
„Viele Freiburger eilten hinaus, auch Einsender dieses; ein frischer Grabhügel,
rechts hart am Eingange, bestätigte in ernster Weise die volle Wahrheit"1 So erinnerte
sich ein Augenzeuge 50 Jahre danach an diese zum Zwecke der Abschreckung
publizierte „Warnung" des aus dem I, Bataillon Garde hervorgegangenen, zu Zeiten
des politischen und militärischen Umbruches in Preußen bei den Rebellen Schills und
in spanischen Diensten gegen Napoleon kämpfenden Kommandierenden Generals des
L preußischen Armeekorps der Operationsarmee und späteren Generals der Infanterie
Moritz von Hirschfeld (1790—1859),2 deren es am 31. Juli 1849, acht Tage nach
dem Fall der Festung Rastatt, nicht mehr bedurft hätte, um der noch vorhandenen
Klientel einer gescheiterten Erhebung im badisch-pfölzischen Räume im Gefolge der
„Reichsverfassungskampagne" zur Durchsetzung der vom Frankfurter Parlament gegebenen
Verfassung die endgültige Niederlage zu signalisieren. Wie hoch die Wogen
der Erregung in diesem Bürgerkriege gegangen waren, in dem sich der größte Teil
der großherzoglich badischen Armee auf die Seite der Aufrührer geschlagen hatte,3
suggeriert das „Badische Wiegenlied" von Ludwig Pfau (1821—1894),4 in dessen
letzter Strophe nachgerade zum Töten preußischer Soldaten der Interventions- und
Besatzungstruppen aufgerufen wird: „... Und wo dein Vater liegt, mein Schatz, da
hat noch mancher Preuße Platz! Schrei mein Kindlein, schreib: Dort draußen liegt
der Preuß'!"5 Symptomatisch für die Einstellung des überwiegenden Teiles des badischen
Volkes jedoch dürfte diese Stimmung nicht gewesen sein, wie die späteren
Jahre beweisen sollten.6

Aber weniger die Aufgeregtheiten jener Zeit7 noch die kurze Vita des Max
Dortu8 sollen hier im Vordergrund stehen, sondern der Teilaspekt seiner Grablege
in Freiburg Gegenstand unseres Berichtes sein. Johann Ludwig Maximilian Dortu,
geboren am 29. Juni 1826 vor nunmehr 170 Jahren in Pötsdam im Hause Waisenstraße
Nr. 29, wuchs als Einzelkind in günstigsten sozialen Verhältnissen auf, Der Vater
Ludwig Wilhelm Dortu, Justiz-Commissarius und Potsdamer Stadtverordneter, galt
als liberal-demokratisch gesinnter ehemaliger Jenenser Burschenschafter, dessen
freiheitliches Denken nicht ohne nachhaltigen Einfluß auf den Sohn bleiben sollte.9
Die als politische Ikone durch die zeitgenössische Presse und Literatur wandernde
Xylographie des Jünglings zeigt eine volle, weiche, noch wenig gereifte Physiognomie
,10 der revolutionäre Energie fremd zu sein scheint. Und doch loderte in dem
Auskultator am Potsdamer Stadtgericht, der in Berlin und Heidelberg Jurisprudenz
und Kameralwissenschaften studiert hatte und mit dem revolutionären „Neckarbund
", einer radikalen Abspaltung der Burschenschaft Allemannia,11 in Berührung
gekommen war, die Flamme des Aufruhrs, die ihn vom Agitator in den Versammlungen
der Volksvereine des Jahres 1848 zum Anstifter krimineller Anschläge mittels
Demontage von Eisenbahnschienen der Linie Potsdam Berlin zur Verhinderung
geplanter Truppentransporte in die unruhige Hauptstadt mitreißen sollte; ein, wie wir
wissen, auch heute noch von gewissen Kreisen für probat erachtetes Mittel im
Kampfe gegen die Staatsgewalt. Dieser Aktionen am 12, November 1848 wegen
mußte der steckbrieflich gesuchte Unteroffizier der Reserve im Landwehr-Infanterie
-Regiment Nr. 2412 und ehemalige Regimentskamerad Theodor Fontanes bei den
„Franzern"13 das Land eiligst verlassen, zumal bereits ein Revisionsverfahren wegen
Beleidigung eines königlichen Prinzen14 [gemeint ist Prinz Wilhelm, der nach-

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