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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 183
(PDF, 35 MB)
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wird viel Wahrheit in der neuen Schrift entdecken."37 Die „Neue Konstanzer
Abendzeitung" spricht noch im Dezember 1908 von einem „politischen Pamphlet"
Karls, schwingt dann den groben Knüppel: als Antwort hieraufhätten „einige protestantische
Nationalliberale ihre dem Freiburger Diakonissenhaus zugedachten Beitragsspenden
gestrichen . * " und fordert die Nationalliberale Partei unter dem Eindruck
der „Hetzschrift" auf, „endlich ihre rechte Flanke zu revidieren und zu
säubern und vielleicht auch das konservative Schlepptau vor sich" abzuschneiden.38

Frühzeitig haben sich auch kirchliche Kreise zu Wort gemeldet. Lic. R. A. Wielandt
, noch Mannheim, zitiert im Januar 1909 Dr. E. J. Lehmann, Hornberg, der mit
Karls Ausgangsposition einig geht: „Unsere liberalen Parteien dürfen in der.Tat nach
der Seite umdenken, daß sie sich abgewöhnen, religiöse und kirchliche Gleichgültigkeit
als den Normalzustand des politisch liberalen Staatsbürgers zu betrachten."39

Das ist kein einsames literarisches Votum geblieben. Am 2. Februar 1909 tagten
in Karlsruhe die Vertrauensmänner der Kirchlich-Liberalen Vereinigung in Baden mit
deren Vorstand und berieten auch Karls Vorstoß. Die Abschlußerklärung lautete dahingehend
, daß Karls Kritik „an der kirchenpolitischen Haltung der Nationalliberalen
zwar nicht widerlegt werden könne", Karls Vorschlag aber, sich deswegen von der
Nationalliberalen Partei abzuwenden, „unannehmbar" sei, eher sei „energischere
Mitarbeit" angebracht. So verfielen Karls Thesen aus seiner Flugschrift hier mehrheitlicher
Ablehnung.40 Dasselbe Votum erging noch zugespitzter auf der Landesversammlung
der Kirchlich-liberalen Vereinigung in Baden am 15, /16. April 1909 in
Karlsruhe.41

Dagegen verabschiedete eine Versammlung von 46 beiden kirchenpolitischen Richtungen
der Badischen Landeskirche angehörenden Pfarrern, die am 2,2. 1909 in
Hockenheim tagten5 in ihrer (später „Lichtmeßerklärung" genannten) Resolution einstimmig
die Feststellung, daß sie mit der Art und Weise nicht mehr einverstanden
seien, mit der die Nationalliberale Partei die Interessen der evang. Kirche im Parlament
vertreten bzw. nicht vertreten habe. Insbesondere bemängelten sie, daß die Partei
die zwei katholischen und das eine evangelische Lehrerseminar simultanisieren
wolle und sehen darin mit Karl „Verständnislosigkeit in religiösen Dingen"; außerdem
habe sie die überfallige Aufbesserung gering besoldeter Pfkrrstellen verhindert
.42 Das traf zwar zu und es war damit eines der Karischen Argumente aufgenommen
, dennoch blieb immerhin wohlwollende Kritik an dieser Stelle nicht aus.

Wie Lehmann votierte auch „W.. .t" (vermutlich Wielandt) in einem Kirchenblatt-
artikel bei partieller Zustimmung zur Karischen Broschüre: es wäre besser gewesen,
„wenn Karl die Dotationsfrage nicht so stark herausgestellt hätte", das sei ein „schwacher
Punkt in der geistlichen Waffenrüstung Karls" gewesen.43

Um die Jahreswende 1908/09 war in Karlsruhe eine Antwortflugschrift an Karls
Adresse erschienen, ebenfalls anonym: „Ein kirchlich liberaler Pfarrer, der vorerst
nationalliberal bleibt; eine ruhige Antwort auf das Flugblatt ,Unsere zukünftige Politik
' ". Darin hat Wielandt („ . ., wenn er es ist", so Otto Raupp) Karls Vorwürfe als
„größtenteils berechtigt" bezeichnet, aber auch als „teilweise unrichtig" und die
Schlüsse als „vielleicht verfrüht",44 Im Hintergrund steht die alte, eben verschieden
beantwortete Streitfrage um die Verbesserungsfähigkeit oder Unverbesserlichkeit nationalliberaler
Politik,

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