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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 184
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0186
Man sieht, die Einstellung der liberalen Pfarrerschaft zur Sache war nicht einheitlich
. Mehr Zustimmung fand Karl im nordbadisch-pfälzischen Raum in der evangelischen
Öffentlichkeit.

Auf der großen politischen Bühne waren die Dinge weitergegangen. Nachdem in
der Pfalz die anti-nationalliberale evangelische Opposition ruchbar geworden war,
war von nationalliberaler Seite der Mannheimer Stadtpfarrer D. Paul Klein als Landtagskandidat
für den Wahlkreis Schwetzingen aufgestellt worden.45 Schon vorher
hatte sich Pfarrer Dr. Lehmann, Hornberg, zur Kandidatur für den Nationalsozialen
Verein im Nachbarwahlkreis Mannheim-Land entschlossen.46

Karls Gesinnungsgenossen reagierten schnell. Am 21. Februar 1909 trat in Hockenheim
, eingeladen vom Ortspfarrer Dr. Mertz, eine Versammlung wahlberechtigter
Männer zusammen, über die insbesondere die örtliche Zentrumspresse geradezu pathetisch
berichtet hat:47 So schrieb der „Pfälzer Bote" am 23.2.1909: „Das Volk
steht auf, der Sturm bricht los! Am Sonntag fand im ,Adler' in Hockenheim eine von
300 evangelischen Männern besuchte Versammlung statt behufs Aufstellung eines
Gegenkandidaten gegen den von den Nationalliberalen im Wahlkreis Mannheim-
Schwetzingen nominierten Landtagskandidaten, Stadtpfarrer Klein aus Mannheim.
Landwirte, Arbeiter, Gewerbetreibende und die evangelischen Pfarrer aus allen Ortschaften
des Wahlkreises sprachen sich einmütig gegen ein Zusammengehen mit den
Nationalliberalen aus. Sie stellten Herrn Diakonissenhauspfarrer Karl aus Freiburg
als Kandidaten auf. Pfarrer Karl nahm auf telegraphische Anfrage die Kandidatur an.
... Die Aufstellung von Pfarrer Karl bedeutet eine Absage der gesamten evangelischen
Geistlichkeit des Wahlbezirks an Stadtpfarrer Klein, wie sie schärfer nicht zum
Ausdruck gebracht werden könnte."

Gleichzeitig war in Freiburg darauf hingewiesen worden, daß Karl „nicht für alle
evangelischen Pfarrer schlechthin" in der Absage an die Nationalliberalen handle.48
Damit war Karls Kandidatur zur Landtagswahl 1909 — und zwar als „Freikonservativer
" zugleich für den „Bund der Landwirte" — landesweit in kontroverser Diskussion
.

Die Kandidaturen der drei evangelischen Pfarrer im pfälzischen Raum wurden vielfach
als wenig erbauliches Schauspiel beklagt; Versuche etwa des Evangelischen
Bundes, insbesondere Karl zur Aufgabe seiner Kandidatur zu bewegen, scheiterten.
Einerseits wurde Karl angesichts der Gleichgültigkeit und Geringschätzung der Nationalliberalen
gegenüber kirchlichen Interessen von „Wellen der Erbitterung" in der
evangelischen Bevölkerung von Stadt und Land getragen.49 Da er im Wahlkreis
Schwetzingen mit der Unterstützung des Zentrums rechnen durfte und diese auch erhalten
hat, suchte man ihn andererseits als „Kandidaten von Zentrums Gnaden"
abzuqualifizieren50 und wollte ihn aus seiner Position als Diakonissenhauspfarrer
verdrängen, angeblich, weil sein politisches Engagement unvereinbar mit seinem
Amt sei.

b) Karl im Wahlkampf 1909

Alle diese Vorwürfe und politischen Angriffe eskalierten im Frühjahr 1909, als die
Nationalliberale Partei Badens ihren Wahlkampf am 13. März 1909 im Saal der Freiburger
Feierling-Brauerei eröffnete.51 Dort war Karl als Diskussionsredner persön-

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