Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 242
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0244
sehen Stimmungsberichte liegt in ihrer wohl einmaligen Verbindung von höchst präziser Information
über die Verhältnisse in der Südwestecke Badens mit Aussagen zur Besatzungspolitik
und Nachkriegsordnung. Kuhn erkannte, daß die Militärregierung mit ihrer ambivalenten Politik
zwischen demokratischen Ansätzen und rücksichtslos-entwürdigender, bürokratisch-administrativer
Praxis jeglichen Kredit in der Bevölkerung verspielte, während Frankreich zugleich
in der „großen Politik" mehr und mehr ins Abseits geriet. Scharfsichtig kritisierte er die
Durchführung der Entnazifizierung, die eine wirkliche Aufarbeitung der Vergangenheit und
eine Auseinandersetzung mit der Verantwortung des Einzelnen verhindere, und Versäumnisse
in der Sozial- und Wirtschaftspolitik, namentlich bei der Bodenreform sowie bei der
Ernährungs- und Demontagefrage.

Gewiß wurde er, wie wir inzwischen nach neuesten Forschungen zu Baden unter französischer
Besatzung wissen, den französischen Absichten und politischen Konzepten nicht immer
gerecht, gibt aber einen authentischen Eindruck, wie die Politik der Militärregierung wahrgenommen
werden mußte. Damit können seine Berichte einleuchtend erklären, warum sich das
Bild der „düsteren Franzosenzeit" bis heute festgesetzt hat. Kuhn sah sich — gerade als Lehrer
— in Verantwortung gegenüber der Jugend, die so nicht für „Demokratie und Völkerverständigung
" (S. 168) begeistert werden könne. Er nahm kein Blatt vor den Mund und scheute sich
auch nicht, das Verhalten der französischen Gendarmerie als „SS-Methoden" zu geißeln
(S. 124). Seine Distanz zur Besatzungsmacht wurde immer größer, so daß er schließlich seine
Berichte einstellte. Den letzten Anstoß gab die Verweigerung einer Grenzübertrittsbewilligung
für Paul Fleig? den Ministerialdirektor im badischen Kultusministerium, anläßlich eines fachlichen
Erfahrungsaustausches in Basel. Da Kuhn dies als Rechtsbruch ansah, erwirkte er
Fleigs Grenzübertritt durch eine Urkundeniii schung und büßte dies durch Entzug der Grenzkarte
und Besoldungsrückstufung. — 1961 wurde Kuhn als Oberschulrat pensioniert, am
5. Januar 1976 ist er in Lörrach gestorben.

Die Kuhnschen Berichte werden in einer Auswahl vorgelegt, die die Informationen über die
Verhältnisse und die politische Kritik in den Mittelpunkt stellt. Ihr Wert wird noch dadurch
erhöht, daß hier nicht jemand schreibe der die Zustände im „Dritten Reich" verharmlosen
oder das damalige Verhalten vieler Menschen entschuldigen will. Kuhns Rückblicke und Vergleiche
lassen im Gegenteil an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig. Auch seine Schilderungen
von Denk- und Verhaltensweisen in der Nachkriegszeit geben wichtige Einblicke. So
liegt eine sorgfältig edierte Quelle ersten Ranges vor uns, die zudem spannend zu lesen ist.

Heiko Haumann

egon Schallmayer, Aquae — das römische Baden-Baden (Führer zu archäologischen
Denkmälern in Baden-Württemberg 11). Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1989. 113 S., 78 Abb.

Der Autor Egon Schallmayer, seit L Januar 1995 Direktor des Saalburgmuseums, hat als versierter
Kenner der Materie erstmals die römerzeitliche Geschichte des bekannten Kurortes zusammenfassend
dargestellt. Das vorgelegte Material ist zwar mittlerweile ergänzungsbedürftig
, doch tut das dem Führer keinen Abbruch. Schallmayer vermittelt einen vollständigen
Uberblick, angefangen ¥on der,Forschungsgeschichte über die Beschreibung der Bäder und
Gebäudereste, bis zu den Straßen und Gräberfeldern. Der Autor bezieht das historische Umfeld
mit ein und endet mit der frühalamannisehen Zeit. Die suebisch-germanischen Funde finden
ebenfalls Beachtung. Der Text bietet dem Archäologen einen guten historischen Abriß,
wendet sich jedoch vor allem an das interessierte Laienpublikum. Um die Siedlungsstruktur
deutlicher werden zu lassen, vergleicht er das römerzeitliche Baden-Baden mit anderen „Bädersiedlungen
" wie Aachen (Aquae Granni), Wiesbaden (Aquae Mattiacae) Baden in der
Schweiz (Aquae Helveticae) und Badenweiler.

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