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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 253
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0255
Schreibungen von „Kandern" bis „Zell im Wiesental" nach bewährtem GliederungsSchema,
mit 147 meist mehrfarbigen und vorzüglich reproduzierten Fotos (Nr. 76 und 77 sind datiert),
ferner Tabellen, Stammbaum sowie Pläne (z. B. Rheinfelden. Siedlungsentwicklung der Stadtteile
1895—1993; S. 258). Die Bedeutung von Bodenschätzen und Wald im Gebiet des heutigen
Kreises kommt in wohltuend klaren und übersichtlichen Karten zum Ausdruck, die zu gezielten
Exkursionen einladen: Erzgänge und mittelalterlicher Bergbau im Schönau-Todtnauer
Revier (S. 713) sowie Geologische Karte des Landkreises Lörrach (Maßstab 1:50,000; im Anhang
). Eine weitere Karte weist die erhebliche Zunahme des Waldbestandes im oberen Wie-
sental von 1885 bis 1987 aus (S, 685). Ahnlich erfreulich sind Aussagen wie, „daß sich Fremdenverkehr
und Industrie am gleichen Ort nicht ausschließen müssen" (Todtnau, S, 668). Das
Gesamtwerk wird erschlossen durch ein (nicht immer vollständiges) Orts- und Personenregister
, aus dem u. a. die überragende Bedeutung von Basel für den Raum hervorgeht. Ein Sachregister
fehlt; wie bedauerlich das ist, mögen zwei Stichworte zeigen: Kinderarbeit in der
Fabrik: 5 Uhr morgens bis 9 Uhr abends, zwei Stunden Unterricht eingeschlossen (Lörrach,
1862; S. 124); Arbeitslosigkeit in Schallbach, 1932: Nicht einer (S. 365). Norbert Ohler

Bernd Boll, „Das wird man nie mehr los . .Ausländische Zwangsarbeiter in Offenburg
1939 bis 1945. Centaurus-Verlagsgesellschaft, Pfaffenweiler 1994. 384 S.

Am Beispiel der Stadt Offenburg stellt der Autor die Durchführung des „Ausländer-Einsatzes
" im Zweiten Weltkrieg dar. Ab 1940 bauten hier die örtlichen Behörden ein Netz von Lagern
auf, in denen unter recht tristen Umständen mehr als 5500 Ausländer, darunter 3500
Kriegsgefangene, sowie mehr als 2000 Kz-Häftlinge lebten.

Das Buch läßt an Ausführlichkeit nichts zu wünschen übrig. In äußerst akribischer Art und
Weise hat Bernd Boll eine Fülle von Dokumenten und Berichten ehemaliger Zwangsarbeiter
verwendet. So war es ihm möglich, ihren Arbeitsalltag, das Leben im Lager, aber auch den
passiven und aktiven Widerstand der verschleppten Menschen authentisch darzustellen. Dabei
versäumte es der Autor nicht, immer wieder auf die Rahmenbedingungen zu verweisen, wie
sie von den zuständigen Reichs- und Gaubehörden der Nazis vorgeschrieben wurden. Auch
ist die Darstellung in das politische und militärische Umfeld der jeweiligen Kriegsjahre eingebettet
, so daß der Leser nicht nur den Mikrokosmos Offenburg kennenlernt, sondern auch die
Gesamtzusammenhänge erfährt.

Den Hintergrund für die massenhafte Rekrutierung von Zwangsarbeitern bildete der dauernde
Arbeitermangel in Deutschland während des Krieges. Zwar trat nach dem Frankreichfeldzug
im Jahr 1940 eine gewisse Entspannung ein, als viele Soldaten entlassen und der Rüstungsindustrie
wieder zugeführt wurden; aber im Mai 1940 waren schon 1,5 Millionen
ausländische Arbeitskräfte — Kriegsgefangene und Zivilisten — im Reich eingesetzt.

Als sich Hitler und seine Generale dazu entschlossen, die Sowjetunion im Frühsommer
194] zu überfallen, wurde der Arbeitskräftemangel zu einem immer dringlicheren Problem,
Verschlang dieser Kriegsschauplatz doch bald Hunderttausende von Soldaten. Da sowjetische
Kriegsgefangene als Arbeitskräfte kaum zur Verfügung standen — mehr als 2 Millionen von
ihnen starben elendiglich in deutschen Gefangenenlagern — verschleppte man Zivilisten aus
der Sowjetunion ins Reich. Aber auch sie kamen oft völlig entkräftet und krank in Baden an.
Um sie wieder einigermaßen arbeitsfähig zu machen, mußten sie erst in der Landwirtschaft
„aufgepäppelt" werden. Auch danach blieben ihre Unterbringung, Verpflegung, medizinische
Betreuung und Behandlung ungleich schlechter als etwa die westeuropäischer Zwangsarbeiter.
Sie hatten eher den Status von Sträflingen als von Zivilarbeitern. Die Gestapo überwachte darüber
hinaus alle ihre Tätigkeiten. Darin, so macht Bernd Boll deutlich, zeigte sich die Ideologie
der Nazis und vieler anderer Deutschen Menschen aus Ost-, Südost- und Südeuropa hatten
im Reich wegen dieser unterschiedlichen Bedingungen erheblich geringere Uberlebenschan-

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