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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 254
(PDF, 35 MB)
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cen als ihre west- und nordeuropäischen Leidensgenossen. Körperliche Mißhandlungen durch
Werksvorgesetzte und Aufsichtspersonal waren bei Russen und Polen an der Tagesordnung,
bei Franzosen und Holländern dagegen die Ausnahme.

Auch was die zwischenmenschlichen Beziehungen betraf, gab es bedeutende Unterschiede:
Polen und Russen wurden, kam eine intime Beziehung zu einer deutschen Frau ans Tageslicht,
ohne Gnade hingerichtet. Ein Franzose hingegen mußte für das gleiche „Delikt" nur mit einer
Gefängnisstrafe rechnen.

Das härteste Los traf freilich die Kz-Häftlinge — auch in Offenburg. Besonders gegen Ende
des Krieges setzten die Wachmannschaften alles daran, die Inhaftierten durch erhöhte Arbeitsanforderungen
, schlechte Behandlung und Verpflegung zu vernichten. Die noch Überlebenden
wurden schließlich im April 1945 von SS-Leuten ermordet oder gingen beim Abtransport nach
Osten zugrunde.

Bernd Boll macht deutlich, daß es sich hierbei nur um eine Fallstudie handelt. All diese
Ereignisse haben sich so oder in ähnlicher Form überall im deutschen Machtbereich zugetragen
. Es gab allerdings auch Deutsche, die trotz aller ideologischen Verblendung gegenüber
Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und Kz-Häftlingen menschlich handelten. Nicht selten
wurden sie von den Gerichten dafür zur Rechenschaft gezogen. Detlef Vogel

Weisweil. Ein Dorf am Rhein. Hrsg. von Gerhard A. Auer und Thomas Zotz. Eigenver
lag der Gemeinde Weisweil 1995. 384 S. mit zahlreichen Abb., Graphiken und Tabellen.

Die Gemeinde Weisweil nördlich des Kaiserstuhls am Rhein hat sich eine nicht alltägliche
Ortsgeschichte schreiben lassen durch ein Autorenteam um den Freiburger Ordinarius Thomas
Zotz und den Emmendinger Kreisarchivar Gerhard Auer. Den Anstoß dazu gab der Weisweiler
Bürgermeister und langjährige Landtagsabgeordnete Karl Nicola.

In sechs Hauptbeiträgen wird die Geschichte des Dorfes von der Merowingerzeit bis heute
dargestellt. Adelige und Klöster von links und rechts des Rheins hatten hier Rechte, ehe das
Dorf im späten Mittelalter markgräflich-badisch wurde und blieb. Das hatte zur Folge, daß
Weisweil evangelisch wurde und wie eine Insel inmitten vorderösterreichischen katholischen
Gebiets lag. Im 14. Jahrhundert errichteten die Markgrafen in Weisweil einen Rheinzoll. Bis
in die Zeit um 1800 wurde hier von durchfahrenden Schiffen eine Abgabe erhoben. Zur Abwicklung
des Querverkehrs bestand die Zollstelle weiter, bis 1871 das Elsaß deutsch wurde
und die Grenze wegfiel.

Von Kriegen wurde Weisweil immer wieder hart betroffen, besonders nachhaltig im
17. Jahrhundert und besonders heftig im Zweiten Weltkrieg, wo die Bausubstanz des evakuierten
Dorfes durch Beschuß und anschließende Brände fast völlig zerstört wurde. Hiervon erholte
sich die Gemeinde dank einer beachtlichen Wiederaufbauleitung jedoch erstaunlich
rasch.

Eine Weisweiler Besonderheit ist das Wahl verhalten. Schon in der Weimarer Republik war
die SPD hier stärker vertreten als in vergleichbaren bäuerlichen Gemeinden. In den letzten
50 Jahren ging die SPD aus allen Wahlen als die mit Abstand stärkste Partei hervor. Ein Motiv
unter anderen war das Bestreben, sich von den katholischen Nachbarn abzusetzen. Diese
wählten seit Kaisers Zeiten und auch 1932 und 1933 mehrheitlich die Zentrumspartei, in der
Nachkriegszeit dann die CDU.

Gesprächsaufzeichnungen nehmen in dem Band einen breiten Raum ein. Die Methode der
„oral history" wurde insbesondere dazu eingesetzt, um die Ereignisse des Dritten Reiches aus
der Sicht der Betroffenen darzustellen. Neben dem Gang durch die Geschichte enthält das
Buch zahlreiche Einzelbetrachtungen über den Rheinbau, die Fischerei, Jagd- und Forstgeschichte
, Auswanderung und Brauchtum. Das Buch ist ausgiebig illustriert.

Renate Liessem-Breinlinger

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