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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 10
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0012
Grabarbeiten wieder fortgesetzt. Von den rätselhaften Zeichen glauben manche, es
seien die Maße, die man nur richtig erkennen müsse, um die genaue Lage des Schatzes
bestimmen zu können, Eine ältere Überlieferung sagt, daß eine alte Todtnauer
Familie, die in der Nähe des Schatzsteines begütert war, um 1800 einen Brief von
einem französischen Offizier aus Nancy erhalten habe. Der war einst bei der Familie
im Quartier gelegen und schrieb nun, an einem bestimmten Ort, soundso weit vom
Wasserfall, habe sein Regiment bei der Überrumpelung durch die Österreicher viel
Geld vergraben müssen. Begreiflich, daß man daraufhin mit aller Anstrengung nach
dem Schatze suchte."8

In seinem Buch über „Sagen, Märchen, Legenden und Aberglaube aus Südbaden"
findet man auch bei Deitmer9 die Sage vom „Schatz-Stein im Walde beim Todtnauer
Wasserfall":

„Als die Franzosen im spanischen Erbfolgekrieg die Waldstädte zerstört hatten
und durch das Wehratal herauf durch den Hotzenwald zogen, kamen plötzlich beim
Todtnauer Wasserfall die Österreicher über sie, so daß sie kaum noch Zeit fanden,
ihre Kriegskasse zu bergen, Um die Wende des vergangenen Jahrhunderts erhielt
eine alte Todtnauer Familie, die in der Nähe des Schatzsteines begütert war, einen
Brief von einem französischen Offizier aus Nancy - er hatte einst sein Quartier in der
Familie gehabt - worin er schrieb, am angegebenen Orte, so und so weit vom Wasserfall
habe das Regiment bei der Überrumpelung durch die Österreicher viel Geld
vergraben müssen. Heute noch sucht man - besonders in der Fastenzeit - vergebens
nach den Schätzen, und man erzählt über merkwürdige Vorkommnisse bei solchen
nächtlichen Arbeiten. Die Runen am Stein, die von rätselhaftem Aussehen und offenbar
sehr alt sind, nimmt das Volk als die Maße an, mittels derer man, sobald man ihre
Anwendung heraus hat, die genaue Lage des Schatzes leicht bestimmen kann."10

Interessant für uns war der auffallend große Zeitsprung innerhalb der verschiedenen
Sagenversionen; Denn bei Überprüfung der beiden historischen Ereignisse, dem
Spanischen Erbfolgekrieg von 1701 bis 1714 einerseits und dem Briefkontakt des
französischen Offiziers von 1830 andererseits, liegen doch offensichtlich rund 120
Jahre.

Im Zusammenhang mit den in den Sagen aufgeführten Begebenheiten überrascht
die zeitliche Parallelität mit den zwei Versuchen, den Todtnauberger Silberbergbau
wiederzubeleben: 1717 und 1770 scheitern diese letzten Bemühungen, die Gauchgruben
wieder zu erheben.11 Sollte es bei der Sagenentstehung hier vielleicht doch
gemeinsame Wurzeln geben? Ist damals der Kreuzfelsen mit seinen Zeichen, in unmittelbarer
Nähe zu den Gauchgruben, wieder vermehrt ins Bewußtsein der Bevölkerung
gerückt? Ahnte man eine Beziehung zwischen den Gauchgruben und dem
Felsen, zwischen dem Bergbau und den Zeichen?

Da das konkrete Wissen um die wahre Bedeutung der Zeichen am Stein wohl
schon sehr früh verloren ging, wurde - wie so oft bei Sagen - ein neues historisches
Ereignis mit den Zeichen verbunden - erfolgreich, wie die Schatzgräbereien, die
wohl schon kurz nach Veröffentlichung der Sage verstärkt einsetzten, beweisen. Ausgehend
von dem ersten Sagentext von 1899, ist jedoch anzunehmen, daß es bereits
vor der Veröffentlichung Schatzgräbereien am Kreuzfelsen gegeben haben muß.

Daß die Schatzsucher auf Grund der Sage sogar auch im 20, Jahrhundert am

10


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