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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 15
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0017
Bei unseren weiteren Arbeiten fiel uns jedoch auf, daß die Nord-Süd-Linie vom
Radschacht zum Kreuzfelsen entgegen unserer Erwartungen keine Lotfunktion
wahrnahm. Unser Denkmodell setzte aber eine solche Linie voraus, um mit den Hinweisen
von Agricola und seinen Dreiecken arbeiten zu können.

In dieser Phase erhielten wir einen wichtigen Hinweis von Dr. Knothe aus Freiberg
, den wir im Rahmen unseres Quellenstudiums und der daraus resultierenden direkten
Kontakte mit der Technischen Universität Freiberg als Autor wichtiger Veröffentlichungen
über die Deklination (Nadelabweichung) kennenlernten. Auf unsere
Frage teilte er mit: „ ...Werte der magnetischen Deklination aus der Zeit vor 1600
gibt es nur ganz wenige und diese sind recht unsicher. Für SW-Deutschland dürfte
der Wert für das 16. Jhdt. wohl etwa bei + 8° bis + 10° NE gelegen haben, also mag.
N östlich von geogr. N."

Und tatsächlich: Wird der Winkel bestimmt, der sich aus dem Schenkel der heutigen
, geographischen Nord-Süd-Linie als Lotlinie und dem der Linie ergibt, die den
Radschacht tangiert, beträgt er genau + 8° NE und belegt nun neben den urkundlichen
Zuordnungen19 eine zusätzliche Datierung der Meißelmarken auf das 16. Jahrhundert
, bedeutet aber auch die Bestätigung der Lotfunktion der mag. Nord-Süd-
Linie Radschacht - Kreuzfelsen (Abb. 6, Punkt 1, 10, 11).

Folgt man der mit 15° geneigten Ost-West-Achse der Radscheibe nach Westen,
dann liegt exakt auf dieser Linie der Schenkel eines mit 270° überstumpfen Winkels,
dessen tatsächliche Bedeutung sich jedoch erst in der Verbindung mit den Zeichen
der linken Hauptgruppe lösen sollte.

Die beiden parallel vertikal laufenden Meißelmarken auf der rechten Außenseite,
in Nähe des Radsymboles, stellen vermutlich den „Großen Radschacht" und den
zweiten Schacht dar, der nordöstlich davon abgesenkt worden war.

Die acht Meißelmarken der linken Hauptgruppe

Die linke Hauptgruppe besteht aus acht übereinander angeordneten Meißelmarken.
Eine Häufung solcher Zeichen ist bislang unbekannt, jedoch schreibt Stelling20 in
seiner Arbeit über den Tief er-Julius-Fortunas-Stollen des Rammeisberges: „Auch
wurden kombinierte Zeichen, zumeist übereinander angeordnet, vorgefunden."21
Der TJF-Stollen wurde im Zeitraum 1486 bis 1585 aufgefahren.

In den Zeichen der linken Hauptgruppe sehen wir die Funktion einer Kartenlegende
und interpretieren sie in ihrer Reihenfolge von oben nach unten: Die drei übereinanderliegenden
Meißelmarken weisen auf drei übereinanderliegende Stollen hin.
Auffallend sind die gleichen Abstände zwischen den drei Meißelmarken, eine Tatsache
, die ihre Bestätigung in der tatsächliche Lage der drei Stollenmundlöcher (Abb.
5, Punkt 5, 6, 7a) zueinander erhält. Das obere Stollensymbol zeigt als einziges eine
West-Ost-Steigung von 15°, während die beiden unteren Meißelmarken genau in der
Waagerechten mit 0° liegen. Es liegt ein Bericht über eine Besichtigung der Gruben
am Gauch von 1527 vor, der von drei übereinanderliegenden Stollen spricht.22

Die beiden Kreuze (Abb. 5, Punkt 12 und 13) stellen analog der „Vereinbarungen
und Grundregeln" bei Knittel23 das geologische Streichen und die Zugrichtung dar,
wobei das linke Kreuz für die in geographischer Nord-Süd-Richtung übereinanderliegenden
Stollen vom Gauchgang 1 und Gauchgang 2 steht, während das rechte

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