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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 179
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von Gedichten entsprechend den Regeln wurde gelehrt, Glarean lehrte Poetik; ein
Lehrbuch hierzu verfaßte er 1516 mit seiner De Ratione SyIlabarum Brevis Isagoge,
der er eigene Elegien als Beispiel hinzufügte. Weitere Gedichte legte er in seinen
Duo Elegiarum Libri, gewidmet Huldrych Zwingli, ebenfalls 1516 vor.

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Die Übernahme der Formen und Regeln lateinischer Dichtung bedeutet indes
keine Einschränkung, sondern im Gegenteil eine Steigerung der Möglichkeiten, da
nun dem Dichter sämtliche Ausdrucksmittel der Antike zur Verfügung standen.
Kenntnis und Befolgung der Regeln schufen zugleich die sichere Basis für das Moderne
. Glareans spätere Kritik an Kompositionen Josquins zeigt die Bewunderung
für dessen Ingenium, jedoch tadelt er die zu große Freiheit im Umgang mit den Regeln
und fürchtet intemperantia (Maßlosigkeit) und lascivia (Mutwille, Ausgelassenheit
), hervorgerufen durch den immodicus novitatis amor (ungebändigte Liebe
zum Neuen).82 In diesem Denken mußte sich Glarean auch von der Reformation abwenden
, trotz einer anfänglichen Begeisterung für Luther,

Für den Humanisten Glarean ist das Moderne in Kunst und Wissenschaft zugleich
die Wiederherstellung des Antiken. Seine Geographia hatte er dem polnischen Adligen
Johann Laski gewidmet, der in seinem Dankschreiben vom 20. Februar 1528 die
Hoffnung ausdrückt, ut quemadmodum nobis Geographiam reddidisti puriorem, ita
etiam in musicis aliquid simile experiaris (daß Du, wie Du uns die Geographie in
gereinigter Form zurückgegeben hast, in der Musik ähnliches versuchen wirst)ß3
Glarean antwortet ihm am 6, Oktober 1529, daß er, wie Laski ihn ermahnt habe, in
der Arithmetik und in der Musik ähnliches gemacht habe. Sein Dodekachordon, das
er zu diesem Zeitpunkt als vollendet bezeichnete, wurde erst 1547 gedruckt. Wie in
der Geographie, Mathematik oder Musiklehre war Glareans Dichtkunst Auseinandersetzung
mit der Antike, mit den Mitteln, wie sie die antiken Dichter zur Verfügung
gestellt hatten.

Glarean ließ seine panegyrischen Dichtungen auf Maximilian L wie auch auf die
Schweiz seit 1514/15 stets gemeinsam drucken. Das Lob des Vaterlandes und das
Lob des Kaisers standen für ihn offenbar in einem untrennbaren Zusammenhang. Im
Lob des Vaterlandes war das Lob des Kaisers enthalten, wie im Lob des Kaisers sein
Vaterland nicht vergessen wurde. Auf diese Weise konnte er die unübersehbaren politischen
Gegensätze zwischen Eidgenossen und Kaiser miteinander vereinbaren.

Die patriotische Komponente in den Werken der poetae laureati wurde bereits angesprochen
. Sie verknüpften das Lob des Reiches und des Kaisers mit dem Lob ihrer
engeren Heimat, der sie als Untertanen ihres Territorialherren in gleicher Weise verpflichtet
waren. Die Beweggründe für das Lob der Heimat, wie es die poetae laureati
Heinrich Bebel und Heinrich Glarean aussprechen, sind zunächst sehr ähnlich. Bebel
ist Schwabe, sein Patriotismus bezieht sich auf Schwaben. Schwaben zeichnet sich
durch Tapferkeit (fortitudo) und Treue (fides) aus, Tapferkeit billigt Bebel auch den
Schweizern zu, diese seien aber nicht treu, sondern käuflich. In der Vergangenheit
hätten die Römer die Schwaben nicht allein besiegen können. Daher hätten sie aus
Neid deren Leistungen verschwiegen. In der Gegenwart seien es die Italiener und

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