Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 193
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0193
Der Freiburger Theologe Johannes Brisgoicus

Von

Ute Obhof

Der frühe Lehrbetrieb der Freiburger Universität wurde verschiedentlich durch die
Pest gestört. Studenten und Professoren flohen vor der Seuche aus der Stadt. Wiederholt
sollte sich die gesamte Universität vorübergehend außerhalb einrichten. 1497
wurde bei der Anstellung der italienischen Rechtsgelehrten Angelus de Besutio und
Paulus Cittadinus die Forderung erhoben, daß die Wissenschaftler in Pestzeiten auch
an den Exilort der Universität folgen müßten.1 Es verwundert daher nicht, daß der
Freiburger Rektor Johannes Brisgoicus eine Handschrift besaß, die im Zusammenhang
mit der Pest zu nennen ist. Brisgoicus2 war 1502 aus Paris angeworben worden.
Er sollte als Nachfolger des Theologen Martin Mölfeld eine Lücke füllen, die der
„Schwarze Tod" ein Jahr zuvor in die Reihen der Freiburger Universitätslehrer gerissen
hatte. Im Reisegepäck brachte Brisgoicus neben anderen Büchern die angesprochene
Handschrift aus Frankreich mit. Ursprünglich war sie im Besitz der Augustinerchorherren
der Reimser Niederlassung der Kongregation von Vallis schola-
rium gewesen. Laut eigenhändigem Vermerk hatte Brisgoicus das Manuskript den
früheren Besitzern abgekauft. Später ließ er sich die Papierblätter zum Halblederband
vereinen. Die Stempel, die der Buchbinder (Ludwig Wirtenberger?)3 zur
Zierde ins Leder prägte, verraten, daß der Einband in Freiburg, wohl in der Buchbinder
-Werkstatt der hiesigen Kartause, hergestellt wurde, Der Codex wird heute
noch in der Freiburger Universitätsbibliothek aufbewahrt (Hs 129).4 Er überliefert
die Lebensbeschreibung der heiligen Ermina von Reims. Die fromme Witwe und Vi-
sionärin Ermine5 hatte sich während einer Pestepidemie, die Ende des 14. Jahrhunderts
in der Stadt Reims wütete, um die Kranken gekümmert, bis sie schließlich
selbst dem Leiden erlag. Der Text dürfte Brisgoicus als Ermutigung und - angesichts
der Ratlosigkeit der damaligen Medizin - vielleicht auch als Schutz vor der Krankheit
gedient haben.

Johannes Sutter (Sutor), auch Johannes Calceatoris (gest. am 3L 10.1539), der aus
Broggingen/Herbolzheim stammte, bezeichnete sich selbst bei seiner Immatrikulation
in Freiburg im Jahre 1499 als Magister Johannes Brysgoicus de Brokingen.6
Daß der Name Brisgoicus später bevorzugt wurde, zeigt auch die oben genannte
Handschrift. Dort ist in den Besitzeinträgen das vorangestellte Calceatoris bzw. CaL
als Hinweis auf die Herkunft aus der Familie eines Schusters jeweils durchgestrichen
. Brisgoicus war an die Pariser Universität gezogen, wo er seit 1494 Bibelvorlesungen
hielt. In den Breisgau zurückgekehrt, wurde er 1503 in Freiburg Lizentiat
und Doktor der Theologie. Die Artistenfakultät hatte ihn 1502 zum Vorsteher der
Pfauenburse, dem Sitz der Nominalisten, ernannt. 1504-1520 war er mehrfach Rektor
der Universität und etwa im gleichen Zeitraum Ordinarius der Theologie. Außer-

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