Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 298
(PDF, 57 MB)
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bewirtschaftete. Der Mangel an Betriebskapital verhinderte die ausreichende Ausstattung
mit Arbeitskräften» Pferden und Gerät, die zu einer ertragreichen Feldbe-
wirtschaftung erforderlich gewesen wäre. Das karge Uberleben wurde lediglich
durch den Anbau von Gemüse und den Verkauf von Milchprodukten, die aus der
Haltung von fünf Stück Vieh stammten und mit einigem Gewinn in der nahen Großstadt
veräußert werden konnten, gesichert. Da Mitteilungen über alles, was mit der
Landwirtschaft in dem fernen Kontinent zusammenhing - vom Wetter über Erträge
bis zu Löhnen und Preisen ~ Scheffelts Korrespondenzpartner, die sich in diesem
Metier selbst gut auskannten, natürlich besonders interessierten, haben sie stets
einen festen Platz in seinen Briefen.

Scheffelt stand in engem Kontakt zu anderen deutschen Einwanderern, darunter
auch eine Reihe von Bekannten aus dem badischen Oberland. Uber ihr Fortkommen,
über das Treiben der immer wieder bei ihm auf der Durchreise mehr oder weniger
lang ankehrenden Landsleute sowie über das, was er von seinen Besuchern über
Dritte erfuhr, berichtete er regelmäßig in seinen Briefen in die alte Heimat. Gewiß
haben Angehörige und Freunde der solchermaßen in den Briefen erwähnten Personen
diese indirekten Lebenszeichen begierig erwartet. Teilweise waren diese Nachrichten
sogar ausdrücklich als weiterzugebende Botschaften formuliert. Noch war
nämlich der Postweg über den Atlantik keineswegs sicher und darüberhinaus recht
langwierig. Er hing stark von der Jahreszeit und dem Fahrplan der Schiffe ab. An
Laufzeiten der im Anschluß wiedergegebenen Briefe wird die Beschwerlichkeit des
Postweges deutlich. Während ein Brief Scheffelts aus Cheektowaga/Williamsville
vom 9. März 1852, der am gleichen Tag in Buffalo und am 27. März in Le Havre abgestempelt
wurde, bereits am 30. März (Poststempel Lörrach), also nach nur knapp
drei Wochen bei Onophrion Grether ankam, benötigte ein Brief vom 15. November
1852 in der Gegenrichtung mehr als 84 Tage (gestempelt in Lörrach und Basel am
16, November, in Paris und Le Havre am 18. November 1852 und in New York am 7.
Februar 1853). Ein anderer Brief des Onophrion Grether aus Tumringen vom 29.
November 1850 erreichte Williamsville nach 69 Tagen am 5. Februar 1851, wie aus
der Erwähnung des Ankunftstages im Antwortbrief zu ersehen ist.

Man merkt es den Briefen Scheffelts an, daß es ihm keineswegs leicht gefallen
war, Freunde, Verwandte und vor allem die Söhne, deren Zukunft von der durch sein
Verhalten verursachten Vermögensbeschlagnahmung überschattet wurde, zurückzulassen
. Er sehnte sich nach einem friedlichen Leben im Schöße der Familie. Worte
der Zuneigung sprudelten ihm nur so aus der Feder, wenn er sich nach Verwandten
erkundigte und ihnen Grüße ausrichten ließ. Was ihn von der Rückkehr abhielt, ihn
veranlaßte, seinem Leben eine völlige Wendung zu geben, eine neue Existenz aufzu-
bauen und dabei nicht zu verzagen, war die Uberzeugung, daß nach der Niederschlagung
der Revolution die Reaktion unnachsichtig alle demokratischen und republikanischen
Regungen mit brutaler Härte unterdrücken und den politischen Fortschritt
auf Jahre hinaus verhindern würde. Um die Begnadigung durch ein solches
Regime, die ihm sein Schwager Grether in einem Brief vom 4. Juli 1852 als durchaus
wahrscheinlich für die nahe Zukunft in Aussicht gestellt hatte, zu bitten, erschien
ihm unzumutbar und mit seinen Grundsätzen unvereinbar. So pries er gewiß aus
Uberzeugung, doch sicher auch zur Selbstbestärkung beim Durchhalten in der

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