Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 301
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0301
den Wunsch, Gelegenheit „zur Ausübung" seiner „Grundsätze und demokratischen
Tugenden64 zu erhalten.36 Manch beiläufige Bemerkung zeigt darüber hinaus die Veränderung
der angestammten Lebenswelt an, zum Beispiel den Fortschritt beim Eisenbahnbau
im Rheintal,37 das Vorhandensein einer mit Mißtrauen betrachteten Industriearbeiterschaft
, der „Fabrikler",38 oder die Mechanisierung in der Textilindustrie
.39

Bei der Wiedergabe der Briefe Johann Michael Scheffelts, seines Schwagers Ono-
phrion Grether und dessen Sohn Friedrich wurden Rechtschreibung und vor allem
die recht willkürliche Zeichensetzung nach modernen Regeln normalisiert. Stehen
blieben Doppelungen von Ausrufe- oder Fragezeichen, die Zeichen besonderer Emphase
sind. Alle drei Korrespondenten verfügten offenbar über eine gründliche
Schulbildung und befleißigten sich einer meist gewandten, mitunter gar gewählten
Ausdrucksweise. Ihre Rechtschreibung, besonders diejenige des jüngsten Briefpartners
Friedrich Grether, ist schon weitgehend der heutigen Orthographie angenähert.
Allerdings waren die Schreiber noch keineswegs konsequent in ihrer Rechtschreibung
. Es kommt vor, daß Scheffelt und seine Briefpartner ein und dasselbe Wort auf
einer Seite in mehreren Schreibvarianten zu Papier brachten. Nicht selten verführte
wahrscheinlich der Einfluß des alemannischen Dialekts, den mit Sicherheit alle drei
Korrespondenten sprachen, zu Unsicherheiten in der Schreibung. Bei allen drei
Briefschreibern sind immer wieder Wort- und Wortendungsauslassungen festzustellen
, die wohl hauptsächlich Folge des Vorauseilens der Gedanken und mangelnder
Ubersicht bei langen und verschachtelten Satzkonstruktionen sind, aber gewiß auch
der nachlassenden Konzentration beim abendlichen Briefschreiben nach langen Arbeitstagen
auf dem Felde, in der Brauerei oder in der Gastwirtschaft entsprangen.
Wiederholt schrieb beispielsweise Scheffelt, daß er erst abends nach der Tagesarbeit
bei Kerzenlicht zum Schreiben gekommen sei. Die Fehlstellen wurden für den Leser
mit kursiver Schrift in Klammern ergänzt. Auf die gleiche Weise sind Auflösungen
unverständlicher Worte, die durch Kontraktion mehrerer Wörter entstanden, markiert
. Fremdworte und Ortsnamen, die teilweise nach dem Gehör oder mit Hyper-
korrektion geschrieben wurden (z. B. „Schandarmen64, „Notair" oder „Qualitait" und
„Nevjork", „Williamswille", „St. Oski44 oder „Phyladelphya"), werden in der heutigen
Schreibweise wiedergegeben. Absichtlich gebrauchte fremdsprachliche Worte
(„Neveu", „Oncle") wurden beibehalten.

Folgende orthographische Besonderheiten sind in den Briefen anzutreffen:

- th statt t;

- Schwankende Schreibung von s, ss und ß;

- Doppelung von a bei langem Vokal (z. B. „Maas" statt „Maß");

- häufige Konsonantendoppelung bei 1, m und n (z. B. „Innhalt", „zimmlich",
„Staatsanstallten"); Doppel-U in „Familie" dürfte jedoch Ausfluß der guten
Französischkenntnisse Scheffelts sein;

- Reduzierung von Doppelkonsonanten vor allem bei ff (z. B. „vortreflich", „ver-

36 Brief vom 4. 7. 1852.
Brief vom 19, 2, 1852.

38 ebd.

39 Brief vom 15. 11. 1852.

301


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0301