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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 315
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gardisten74 und dergleichen sind nicht zu finden. Freilich auch keine Soldaten, an
welchen Dir so große Freud (habt). In ganz Amerika sind (es) nur einige 1000
Mann, und von diesen sehet ihr keine im Land, denn sie stehen an der Grenze
gegen die wilden Räuber, die Indianerstämme. Wir brauchen auch alle diese Leute
nicht, weil jeder Republikaner es

[Ende S. 6 / Randvermerk siehe unten]
sich zur Pflicht macht, auf Ordnung zu halten. Auch das wenige, was er zur Unterhaltung
des Staates und seiner Anstalten beizutragen hat, zahlt er mit Willen
und wartet nicht, bis man ihn dazu auffordert. Ich hätte Dir noch vieles über Amerika
zu sagen, allein erstens mangelt mir die Zeit dazu, und zweitens würde dieser
Brief zu groß werden und zuviel Porto kosten, und ich weiß ja wohl, daß man das
Geld dort draußen zu bessern Zwecken benötigt ist?! Im Fall Du aber Interesse für
Amerika haben solltest, so rate ich Dir, ein Buch, welches über Amerika handelt,
anzuschaffen. Es ist, wie ich es nach meinen hier gemachten Erfahrungen gefunden
(habe). (Es) ist das von Trangott Bromme (verfaßte) Handbuch für Auswanderer
, (und es) ist in Basel zu haben.75 Es ist freilich schon im Jahr 1847 geschrieben
, und seit dieser Zeit ist schon vieles anders geworden und entstanden, denn
Amerika macht in einem Jahr mehr Fortschritt als Deutschland in 10 bis 15 Jahren
.

6. Du fragst mich in Deinem Brief, ob ich meine kleine Farm in guter Kultur hätte?
Sie ist zwar in guter Kultur, aber (um) sie in gutem Stand zu erhalten und das darauf
zu pflanzen, was sich darauf pflanzen ließe, braucht man mehr kräftige Hände
als die, über welche ich zu verfügen habe. Und um solche zu vermehren, erfor-
derts ein Betriebskapital, welches mir nicht zu Diensten steht und es mir auch
nicht zu verschaffen im Stande bin. Du wirst wissen, daß meine Mittel sehr beschränkt
sind. Für 4000 fL, die mir zur Verfügung gestellt worden (sind), kauft
man kein großes Land, besonders wenn es so teuer ist wie das meinige, und
schafft sich Haus und Ackergeräte aller Art (an), repariert das Haus, schafft vier
Kühe an, braucht Kleider, Betten, Koch- und Stubenöfen, Küchengeschirr und
Hausrat aller Art, den man haben mußte, denn ich trat mein Haus und Hof ganz
leer und ohne alles an. Nicht einmal ein Hün(d)chen oder Katz. Nun kannst Du
(Dir) wohl denken, daß mir kein Betriebskapital als Rest von meinem kleinen Vermögen
geblieben (ist). Ich bin außer Stande, mir auch nur ein(eji) leichten Zug anzuschaffen
. Die Pferde sind gar teuer. Um ein Pferd, Geschirr, Wagen, Pflug,
kleine Pferdha(r)ke, Häufelpflug, was man zur Bearbeitung des Kartoffel-,
Welschkom-, auch Di(c)krübenfeld(,s)76 hier hat, anzuschaffen, müßte ich wenigstens
150-180 Dollars auslegen. Alle diese Arbeiten (muß ich) mit Hilfe des Bä-
bele nebst den übrigen vielen ander(ji) Geschäften auch in Hof, Stall, Haus, Gärten
und dergleichen mehr selbst mit eigenen Händen verrichten. Wir machen

74 Die Akzise war eine Verbrauchs-, Umsatz- sowie Ein- und Ausfuhrsteuer, die ursprünglich an den
vStadttoren erhoben wurde. Sie wurde allmählich von einer städtischen zu einer staatlichen Steuer
und diente vor allem der Heeresunterhaltung.

75 Traugott Bromme, Hand und Reisebuch für Auswanderer nach den Vereinigten Staaten von Nord
amerika, 51847.

76 Welschkorn = Mais / Dickrübe = Futter- oder Runkelrübe.

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