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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 333
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Johann Michael Scheffelt

an seinen Schwager Onophrion Grether in Tum ringen hei Lörrach
Cheektowaga, N.Y. 1851 Dez* 25

„Cheektowaga, Erie County, Williamsville den 25. Dezember 1851
Mein lieber Schwager!

Deine wenigen Zeilen, wofür ich Dir danke, sind mir per Einschluß mit dem werten
Schreiben Deines lieben Sohnes Friedrich und dem meines lieben Ernst unterm 8ten
dieses Monats in Ordnung zugekommen, welche ich hiermit beantworte, und Euch
diese Antwort durch das Postschiff Baltic über Liverpool142 nach Basel an Bertrand
sende, welcher sie Euch, wie ich hoffe, zustellen wird. Die Briefe von meinem lieben
Neveu, Deinem Friedrich, und meinem Emst vom 27ten September dieses Jahres
, welche mir die so traurige und für mich so schreckliche Anzeige machten, daß
mir mein lieber Sohn Fritz durch den unerbittlichen Tod entrissen worden (ist)* habe
ich gleich nach Empfang den 19ten November dieses Jahres, so gut ich in diesem
traurigen Zustand konnte, an mein(en) Sohn Ernst beantwortet, welche Antwort
Euch durch Bertrand von Basel eingehändigt oder wenigstens in den nächsten Tagen
übergeben werden wird. O welch neues Unglück für ein(e/i) ohnehin durch frühere
schreckliche Todesfälle und harte Schläge aller Art heimgesuchten, niedergedrückten
Vater, der in einem so weit entfernten fremden Lande ohne Unterstützung von
seiner lieben Familie allein steht!! Was muß ich noch alles erleben, Ist denn das Maß
noch nicht voll?! Ja, es ist bis zum Uberlaufen voll, und vielleicht sind es noch nicht
die letzten traurigen und harten Schläge und schweren Prüfungen, die mir durch das
harte Schicksal zugeführt worden?! Doch was hilft mein Klagen. Ich kann ja doch
nicht mehr ändern, was geschehen (ist). Ich will schweigen und mein Unglück mit
Geduld ertragen und Gott bitten, künftig solche schweren Schläge, wenn es ihm gefällt
, von mir abwenden zu wollen.

Lieber Schwager, Ihr Lieben habt mich ersucht, meinem Ernst recht bald meinen
Rat zu erteilen, wie er sich nun in den durch den Tod unseres lieben Fritz herbeigeführten
traurigen und schwierigen Verhältnissen benehmen solle. Dies ist eine
schwere Aufgabe für mich, da ich wohl weiß, daß eine solche Geschäftsübernahme
für den lieben Ernst, der ohne Unterstützung seines Vaters oder einer vernünftigen
und braven gesunden Frau noch (eines) Bruder(s) ganz allein steht, der oft in seinem
Gemüt und Geist angegriffen ist und, ich sage, für die so verdorbene europäische
Welt zu gut und zu edel ist, als daß er sich in einem solchen Geschäft, wo er mit vielen
Menschen zu tun haben wird, zu seinem Vorteil und zu seiner Zufriedenheit bewegen
wird. Ich habe ihm übrigens sowohl in dem beiliegenden als (auch in) meinem
vom 19ten November an ihn geschriebenen Brief mein(e/i) Rat und Meinung
aufrichtig geschrieben, der zum großen Teil mit Deiner Ansicht übereinstimmen
wird, der nämlich dahin geht, daß er im Fall er sich (für) stark und fähig genug zur
Übernahme eines bedeutenden Geschäfts hält und er Lust und Liebe dazu hat und es

142 Liverpool an der Mündung des Mersey in die Irische See war einer der Hauptverschiffungshäfen für
Auswanderer und Güter nach Amerika. England hatte auch im 19, Jahrhundert von allen europäi
sehen Staaten immer noch den dichtesten Schiffsverkehr mit den Vereinigten Staaten. Vgl. Wätjen
(wie Anm. 43) S. 128.

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