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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 335
(PDF, 57 MB)
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überrascht, welche mir von dem Haus Gebrüder Geigy in Basel vermittelst des Hauses
Herr Hoffmann und Compagnie zugestellt wurde» Ich konnte nicht begreifen,
welche guten Menschen sich noch auf eine solche Art des verfolgten Mannes erinnern
. Erst durch me'm(en) lie(ben) Sohn wurde mir diese Sache klar.

Ihr also, Ihr Lieben von Tumringen und Auggen, wart so großmütig und habt mich
mit einer so großen Wohltat bedacht! Und wie mir Ernst weiter sagt, hat (mich) die
liebe gute Schwägerin Meiele noch besonders beschenkt mit einigen Kleidungsstücken
, welche Doktor Baurittel mir überbringen sollte. Ihr überhäuft mich mit so
vielen Wohltaten, daß ich Euch nicht genug danken kann, Nur danken kann ich Euch
Lieben, denn vergönnt ist es mir leider nicht, Euch Gegendienste zu tun. Ich bitte
daher Gott, Euch nicht nur diese Wohltaten sondern auch alle, welche ich und meine
liebe Familie so vielfach schon früher von Euch empfangen haben, vergelten und
Euch dafür segnen zu wollen!!

Lieber Schwager sage doch Deinem lieben Sohn Friedrich, er möchte entschuldigen
, daß ich ihm den schönen Brief, die Beschreibung seiner interessanten Reise,
noch nicht beantwortet habe. Die Zeit ist mir zu kurz zu gewesen, um Briefe zu
schreiben. Ich muß die Nacht gewöhnlich zum Briefschreiben benutzen, weil ich den
Tag zu meinen übrigen Arbeiten einteilen und benutzen muß. Ich habe nie kein(en)
freien Tag. Gut, daß mir Gott eine gute Konstitution und (einen) gesunden Körper gegeben
und daß ich Freude an der Arbeit habe, sonst hätte ich kein angenehmes Leben,

Der Erlös meiner Erzeugnisse und Produkte meiner Landwirtschaft langte bisher
bloß zur Einrichtung meiner kleinen Haushaltung, zur Anschaffung des Viehs, Hausrats
und Gerätschaften, zur Betreibung der Wirtschaft etc. Und doch bin ich zufrieden
und wäre glücklich, wenn nicht das Unglück unaufhörlich von Deutschland aus
auf mich einstürmen würde, und wenn ich umgeben wäre von einem meiner Söhne,
für den ich gerne arbeiten und sorgen wollte. Ich will nun für diesmal schließen in
der Hoffnung, daß diese Zeilen Euch alle sowie auch unsere Lieben in Auggen gesund
antreffen möchten, und mit dem herzlichen Wunsche, bald auch wieder bessere
und erwünschtere Nachrichten zu erhalten. Besonders aber bitte ich Gott, daß er
Euch in guter Gesundheit erhalten und Euch allen viel Glück und Segen für dieses
neue und noch viele Jahre geben und Euch vor Unglücksfällen, besonders aber auch
vor Krieg bewahren möge!! Es grüßt Euch Lieben alle recht herzlich
Euer getreuer und dankbarer J. M. Scheffelt4'

[Ende S. 2]

[Randvermerk aufS> I links:]

„Es besuchen mich oft meine Bekannten und Freunde, nämlich Flüchtlinge aus
Baden. Sie bedauern mich, daß ich noch viele harte Arbeiten verrichte, und wundern
sich doch, daß ich dabei munter und zufrieden sein kann. Sie denken aber nicht
daran, daß, wenn ihr Geld alles verzehrt und verreist sein wird, sie zuletzt auch arbeiten
müßten, wenn sie leben wollen. Sie erwarten täglich Amnestie oder eine für
sie günstige Änderung in Europa. Oh welche Hoffnungen!!"

[Randvermerk aufS. 2 oben links:]

„Struve gibt in New York eine Zeitung heraus und zieht andere Seiten auf als in
Baden. Man will hier von keinem Kommunismus etwas wissen,"

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