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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 337
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machen würde. Ernst hat sich nun fest entschlossen, hier zu bleiben und die Bierbrauerei
mit der Wirtschaft zu führen. Sein Bier ist das vorzüglichste und hellste in
unserer Gegend. Sein guter ehrlicher Brauer Remy ist noch immer bei ihm. Er läßt
Euch grüßen. Die Wirtschaft geht am besten von allen in Steinen. Bis jetzt fuhrt er
sie mit der Therese, welche kocht und ihm kellnern hilft. Ernst wird nun bald die
meisten Güter nebst denjenigen des Ludwig verpachten. Auch hat er Aussicht, das
alte Haus mit dem Hof (ausgenommen die Hälfte der alten Scheuer) entweder an
Herrn Mack oder Herrn Geigy zu verkaufen, was ihm dann die Möglichkeit gewähren
könnte, die Basler Schulden los zu werden. Bürgermeister Ringwald hat sich
ebenfalls wegen des alten Hauses erkundigt. Er wünscht nämlich, daß sein Vetter, der
alte Wildmannwirt Kaltenbach von Laufen, welcher nur eine einzige alte ledige
Tochter hat, nach Steinen käme. Zu welchem Zweck könnt Ihr Euch schon einbilden.
Ringwald wünscht deshalb, daß er das alte Haus kaufen sollte. Ich denke aber, Herr
Geigy wird es nächstens kaufen. Herr Mack wohnt noch oben. Der untere Stock ist
leer, denn der liebe Ernst mag keine Fabrikler darein nehmen.345 Wegen dem früheren
Plan Emsts, zu Euch nach Amerika auszuwandern, haben wir früher sehr viel mit
ihm gesprochen. Mein lieber Vater glaubt und befürchtet nicht mit Unrecht, es wäre
schade, ein so schönes einträgliches Geschäft im Stiche zu lassen. Ernst solle nur
eine tüchtige Person heiraten, dann könne er wieder glücklich werden. Übrigens lassen
wir dem Ernst ganz und gar seinen freien Willen. Obgleich Amerika das Land
meiner Wünsche ist, so könnte ich das dem Ernst nicht zureden, 1) weil er nach meiner
Ansicht beim Wieder»

[Ende S. 1]

ausbruch der Revolution nichts zu riskieren hat und 2) weil er eher eine Frau bekommt
, wenn er hier bleibt, als wenn er auswandert. Wenn es Gottes Wille ist, so
wird hoffentlich die Zeit auch nicht mehr fern sein, wenn Ihr und viele andere ehrliche
Männer auch wieder zu uns zurückkehren dürft und nach sturmerregter trüber
Zeit den Rest Eurer Tage im Schoß Eurer Familie verleben könnt. Dies ist unser
sehnlichster Wunsch und wird hoffentlich bald unser einziger sein, denn nun glaube
ich, daß das Maß der Leiden, welches über die Eurigen verhängt war, voll ist, und
daß ihnen bald des Glückes Sonne aufgehen wird. Ich komme nun auf den Haupt-

__ _ ■ •

punkt meines Briefs, nämlich auf die Wiederverheiratung Emsts. Uber die älteste
Tochter des + Vetter Kramer in Kandem lauteten einige Aussagen, besonders über
das viele Visitenmachen, nicht günstig. Es wurden deshalb sonstige Erkundigungen
eingezogen. Herr Merian von Höllstein,146 der sich um Emsts Verhältnisse zu interessieren
scheint, glaubt, der liebe Emst könnte mit der 2ten Tochter des unlängst gestorbenen
Dreikönigwirt Tanner in Schopfheim sein Glück machen. Ich ging deshalb
mit meiner lieben Mutter nach Schopfheim zu Frau Bas(^) Grether, um Erkundigungen
über die letztgenannte einzuziehen. Frau Grether sagte, das Mädchen sei noch
ziemlich jung und unerfahren, sie könne sich aber vielleicht dennoch dazu verstehen,
eine Haushaltung zu leiten. Als ich mit meiner lieben Mutter wieder nach Haus
zurückfuhr, trafen wir Herrn Merian. Er schlug vor, Ernst solle einige Male in den 3

145 Gemeint sind wohl die Arbeiter in den Steinener Webereien der Firmen Merian Sc Koch sowie
Geigy-Lichtenhahn.

146 Örtsteil der Gemeinde Steinen (Landkreis Lörrach).

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