Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 338
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Königen in Schopfheim ankehren und er wolle sich durch seinen Schwager Kaufmann
Ziegler in Schopfheim bei den Tanners erkundigen lassen. Nun ging Ernst
wirklich einmal hin und besuchte unglücklicherweise noch die Frau Adolph. Da er
glaubte, daß er es ihr schuldig sei, so teilte er ihr seine Heiratsangelegenheit unter
dem Siegel der Verschwiegenheit mit. Einige Tage darauf kam die liebe Tante von
Auggen, welche an Euch und Euren Söhnen den herzlichsten Anteil nimmt, zu uns.
Sie sagte uns, nun wisse sie eine passende Partie für den lieben Ernst. Es sei dies die
älteste Tochter des Badwirt Joner zum Römerbad in Badenweiler.147 Den folgenden
Sonntag ging ich nach Steinen. Ernst sagte mir, er wisse noch nichts sicheres von
Schopfheim, nur habe ihn die Frau Adolph, welche immer noch krank sei, durch ihre
Tochterschreibenlassen, er solle zu ihr kommen. Dies war ihm aber noch nicht möglich
geworden. Wir wollten indessen unserer Sache gewiß sein. Ich ging deshalb, sobald
die Nacht einbrach, vermummt nach Schopfheim zur Frau Adolph. Nun stellte
sich's heraus, daß diese Vorwitzige unbefugterweise, sobald Ernst von ihr fort war,
die Frau Tanner vor ihr Bett kommen ließ und ihr die Sache offen vorplauderte. Frau
Tanner redete hierauf mit ihrer Tochter, und diese aufgeblasene Krott erklärte, sie
hätte gehört, der liebe Ernst ginge nach Amerika und sie wolle nicht mitgehen
etc.eta Als Frau Adolph mir dieses erzählt hatte, trug sie mir offen und frei ihre
nichtsnützige Tochter für den lieben Ernst an. Jetzt hatte ich genug gehört. Ich verabschiedete
mich sogleich und tappte im Dreck nach Steinen zurück. Dort bestellte
ich den lieben Ernst für den nächsten Morgen zu mir nach Tumringen, von wo aus
wir mit der Eisenbahn nach Müllheim und von da zu Fuß nach Badenweiler gingen
und im Römerbad (zu) Mittag aßen.148 Das stille prunklose Familienleben der 5 Geschwister
, welche alle zu Hause waren, die nützlichen Arbeiten, womit einjeder beschäftigt
war und das feste Zusammenhalten der einzelnen Glieder gefiel uns sehr.
Wir besuchten auch ihren kranken Vater, der an Podagra leidet.149 Ihr werdet wohl
wissen, daß derselbe von armer Herkunft ist und sich durch seinen Fleiß und seine
Tüchtigkeit emporschwang. Er hatte 3 Frauen. Die erste hinterließ keine Kinder. Die
2te, eine geborene Brödlin von Wintersweiler,150 war die Mutter von der ältesten
Tochter und vom ältesten Sohn, für welchen Herr Joner die Bierbrauerei Faklers in
Badenweiler am letzten Neujahr kaufte. Joners 3te Frau, welche jetzt noch am leben
ist, ist die Mutter von 2 Söhnen, welche jetzt die Wirtschaft übernehmen werden, und
1 Tochter. Die älteste Tochter heißt glücklicherweise auch wieder Lenele.151 Sie ist
etwa 3 Jahre älter als der liebe Ernst, ziemlich klein, aber nicht schwächlich, hat ein
angenehmes Äußeres und sieht noch nicht alt aus* Bisherleitete sie das ganze Hauswesen
dieser im Sommer so stark besuchten Badwirtschaft. Im Winter reparierte sie

147 Johann Jakob Joner.

148 Der Bau der badischen Staatseisenbahn im Oberrheintal war 1847 bis nach Schliengen gediehen.
1848 erreichten die Gleise Efringen. 1851 wurde Haltingen angeschlossen. Bis Basel (Badischer
Bahnhof) konnten Züge seit 1855 fahren. Vgl. 140 Jahre Eisenbahn in Freiburg Rheintalbahn, hg.
vom Betriebswerk Freibürg, 1985.

Müllheim: Stadt im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald

149 Podagra - Gicht

150 Heute Ortsteil der Gemeinde Efringen-Kirchen (Landkreis Lörrach).

151 Grether verweist hier auf die Namensgleichheit mit Ernst Friedrich Scheffelts erster Frau Maria
Magdalena/Lenele Scheffelt aus Ihringen, die im Kindbett starb,

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