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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 355
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keine, weil ich zwei Pferde halten müßte und (es) mir zuviel Arbeit und Kosten verursachen
würde. Nebst dem Futter pflanze ich

[Ende S. 6]

Welschkorn, Grundbiren,183 Dickrüben und Gemüse etc. Das Stroh, welches ich zum
Einstreuen fürs Vieh brauche, kaufe ich bei meinen Nachbarn, den großen Farmern,
den zweispännigen Wagen voll zu 3 höchsten 4 fl.

Vor 14 Tagen mußte ich wieder ein Pferd anschaffen, weil mein 40 Jahr alter
Schimmel mir den Dienst aufgekündigt hat. Der, welchen ich jetzt gekauft (habe),
hat mich aber viel mehr gekostet als der erste, und obschon er schon 10 Jahre zählt,
so mußte ich doch über 200 fl. zahlen. Für ein amerikanisches Pferd ist dies freilich
ein niederes Alter, denn man hat noch ganz gute Pferde von 20-25 Jahren, wie gesagt
: mein alter Schimmel war nahe an 40 Jahr alt. Am nämlichen Tag kaufte ich
auch noch eine Milchkuh für 30 Dollars. Nun bin ich aber so arm, daß ich nicht einmal
ein(en) Schoppen Bier kaufen könnte. Auf Anraten meiner Freunde (weil sie es
für ein Mann in meinem Alter für nötig finden ) stellte ich auch ein(en) Gehilfe(n)
(Knecht) ein, der mich in der Arbeit unterstützen sollte. Er ist ein deutscher Springinsfeld
, nahe an 70 Jahren, von Brombach gebürtig, namens Claus Bürgin, hat schon
unter Großherzog Carl182 als Dragoner und bei Meister Reinerd und bei Jacob Ohm,
Deinem Nachbarn, gedient, ist zwar sehr alt und steif, allein kein Hudler183 und
bringt mir durch Übereilung kein(en) Schaden und hat noch einen sehr guten Magen.
Die amerikanischen Speisen, meint er, seien doch viel besser als die deutschen, und
mit dem Lohn könne man zufrieden sein; doch meine Ich, seine Arbeit stehe nicht
wohl im Verhältnis des Lohns und der Kost; denn wenn die Arbeit etwas hart und
streng ist, so muß ich sie verrichten, weil Claus meint, ich sei eben doch noch jünger
und wäre ja auch nicht Dragoner gewesen etc. Nun hast Du einige Kenntnis von
meiner Farmerei-Wirtschaft.

Nun noch etwas über den 1852er Winter und Sommer sowie über den Ertrag der
Ernte und Preise der landwirtschaftlichen Produkte im Staat New York: Vom lten
November 1851 bis mit April 1852 hatten wir tiefen Schnee und (es war) sehr kalt,
mithin der kälteste Winter, den wir seit Mannsgedenken hatten. Der Sommer fing mit
dem 1. Mai an [Ende S 7]

und dauerte bis Ende des Novembers 1853. Er war sehr warm und trocken und
brachte uns eine gute Ernte, schönen und reichlichen Futterertrag, schönes und viel
Obst aller Art, und ungeachtet des schönen landwirtschaftlichen Ertrags sind die Produktenpreise
doch ziemlich hoch zu nennen, nämlich: der Weizen 10 bis 11 fl der
deutsche Sack oder Malter, die Gerste 5 V2 - 6 fl. deutsch^) Geld, Roggen 8 fl.,
Welschkorn 5 - 6 fl., (je) nach dem (wie) die Qualität (ist).

Das Fleisch: Ochsenfleisch 10 xr. pro Pfund, Schmal- und Kuhfleisch 8 xr., Kalbfleisch
7 xr., Schaf 6 xr., Schweinenfleisch 9-10 xr. pro Pfund, Schmalz 18 - 20 xr.
pro Pfund, Butter, ganz guten frischen, 30 - 32 xr., gesalzenen 18 - 20 xr. pro Pfund,
Käse aller Art, die von dicker abgerahmter Milch gemacht werden, 8 - 10 xr. pro

181 Grundbiren = Kartoffeln.

182 Großherzog Karl von Baden (1787 1818). Er oktroyierte dem Großherzogtum 1818 eine ständische
Verfassung.

183 Dialektwort für einen hastig und wenig sorgfältig arbeitenden Menschen.

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