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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 378
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schaftshäusern für die „staatspolitische Erziehung"; er hielt die entsprechenden Programme
der Wehrverbände, der SA und der SS für ausreichend.44 Kerber unterstrich
seine Worte mit der unverblümten Drohung: „Wenn eine solche Maßnahme (die Kasernierung
der Studenten, d, A,), die nur geeignet ist, wirtschaftliche Schäden hervorzurufen
, verwirklicht werden sollte» würde ich deshalb als Nationalsozialist
genötigt sein, bei meiner vorgesetzten Dienststelle auf deren Beseitigung hinzuwirken
/'

Ende Oktober verbreitete die Freiburger Zeitung einen Aufruf der Deutschen Studentenschaft
an die Erstsemester, der mit der Aufforderung endete: „Das Wintersemester
1933/34 muß der Markstein in der Geschichte der deutschen Studentenschaft
werden! Baut Eure bündische Erziehungsform! Hinein in die Kameradschaftshäuser
der Studentenschaften und Korporationen!"45 Dies alarmierte zahlreiche Vermieter,
die gemeinsam einen Hilferuf an den Oberbürgermeister richteten. Sie schilderten
ihm in bewegten Worten ihre Befürchtung, daß sie in Zukunft gezwungen sein würden
, ihren Lebensunterhalt weiter einzuschränken, und daß ihnen keine andere Möglichkeit
verbliebe, als städtische Unterstützung zu beantragen. „Beides dürfte nicht
dem Wollen unseres Führers entsprechen. Wir bitten Sie, sehr geeinter Herr Oberbürgermeister
, ebenso dringend wie inständig, gegen diese Härte der notleidenden
verschämten Armen & Bedürftigen, Ihren persönlichen Einfluß gütigst geltend machen
zu wollen/'

Tatsächlich wandte sich Kerber in dieser Angelegenheit nicht nur an den Rektor
der Universität, sondern auch direkt an die zuständigen Ministerien in Karlsruhe und
legte seinen Standpunkt dar: „Als Stadtoberhaupt und Nationalsozialist vermag ich
in voller Übereinstimmung mit der hiesigen Fraktion der NSDAP bei aller Würdigung
der staatspolitischen Notwendigkeit einer von sozialem Geist erfüllten Gemeinschaftserziehung
des akademischen Nachwuchses eine äussere Notwendigkeit
für die beabsichtigte Kasernierung der Studenten nicht einzusehen. Den auf Förderung
der Volksverbundenheit abzielenden Bestrebungen wird m, E. viel besser gedient
, wenn die Studenten wie bisher bei bedürftigen Völksgenossen Wohnung nehmen
und hier nicht nur aufklärend wirken, sondern diesen Völksgenossen durch Zahlung
von bescheidenen Mieten auch ihr Los erträglicher gestalten helfen." Das
Schreiben endete mit der dringenden Bitte, daß sich sowohl das Innen- als auch das
Kultusministerium bei den zuständigen Reichsstellen im Sinne der Stadt Freiburg
gegen die Kasernierungsbestrebungen aussprechen mögen.

Anfang November unterrichtete das badische Kultusministerium den Freiburger
Oberbürgermeister über eine Besprechung beim Reichsinnenminister. Trotz der aus
Karlsruhe erhobenen Einwände - Kerbers Schreiben war offensichtlich nicht ohne
Wirkung geblieben die Eröffnung der Kameradschaftshäuser dürfe auf keinen Fall
zur Erfassung aller Studenten führen, betonte der Vertreter des Reichsinnenministeriums
, daß dieses die Einführung von Kameradschaftshäusern durch die deutsche
Studentenschaft in vollem Umfang billige und in jeder Form unterstützen werde.46
Dennoch fand die Einführung der Kameradschaftshäuser nur in abgeschwächter
Form statt, Die Studierenden sollten entgegen des ursprünglichen Konzepts nicht gezwungen
werden, in ein Kameradschaftshaus einzuziehen 47 Allerdings waren sowohl
die DSt (Deutsche Studentenschaft) als auch ihre Vertreter vor Ort? die „Stu-

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