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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 5
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0007
Der Freiburger Reichstag von 1497/98 nimmt in der
Geschichte unserer Stadt eine herausragende Stellung
ein. Der Prestigegewinn für Freiburg als Tagungsort
war beträchtlich. In einer Reihe von
Reformreichstagen stehend, die in den 90er Jahren
des 15. Jahrhunderts stattfanden, war der Freiburger
Reichstag von reichsweiter Bedeutung.

Der Blick zurück in die Reichstagszeit der Stadt
zeigt auch Parallelen zur Gegenwart. Die Rückbesinnung
hat deshalb nicht nur historischen Charakter
, sondern zeigt auf anschauliche Weise, wie frühere
Generationen Krisen angegangen sind und
auch gemeistert haben.

Trotz allen Glanzes war die Zeit Maximilians
durchaus eine Krisenzeit. Die wirtschaftliche Entwicklung
Freiburgs befand sich nach dem Wachstum
im Hochmittelalter in einem ökonomischen
Niedergang. Der Rückgang des Silberbergbaus im
Schwarzwald, der Verfall der Getreidepreise, die
Kosten des Herrschaftswechsels 1368 an Habsburg
oder auch die Beteiligung an der landesherrschaftlichen
Schuldenlast spielten dabei eine Rolle. Im
letzten Drittel des 15. Jahrhunderts mußten deshalb
Maßnahmen zur Krisenbewältigung ergriffen werden
.

Die Stadt- und Finanzverwaltung wurde reformiert
. Durch die Abkehr von einer freieren Wirtschaftsordnung
wurde die heimische Produktion
vor Konkurrenz geschützt. Bereits zu Beginn des
Reichstags hatte sich denn auch die Situation zum
Besseren gekehrt. Ein starkes Bevölkerungswachstum
setzte ein. Der städtische Haushalt wurde auch
mit Maximilians Hilfe entschuldet. Die Bautätigkeit
in der Stadt nahm stark zu, zum Teil angeregt von
dem bevorstehenden Reichstag: insgesamt Zeichen
für ein neues Selbstbewußtsein der Stadt und auch
ein neues finanzielles Potential. Die Ausrichtung
des Reichstags m Freiburg war städtischerseits der
Versuch, die Uberwindung der Krisenzeit durch ein
wirtschafts- und prestigeförderndes Unternehmen
zu stabilisieren und auf diese Weise neue Impulse
zu geben.

Überschattet wurde der Freiburger Reichstag,
der die hohen Erwartungen an eine Verfassungsreform
im Reich nicht erfüllen konnte, von den
Kriegsplänen Maximilians gegen Frankreich. In dieser
Zeit begann, ausgehend vom Streit der Häuser
Habsburg und Valois über das burgundische Erbe,
der unselige deutsch-französische Konflikt, der
Mitteleuropa jahrhundertelang Krieg und Zerstörung
brachte. Gerade zur Zeit Maximilians, der
noch die Idee eines übernationalen Kaisertums verfolgte
, zerbrach die im Mittelalter gehegte Fiktion
einer gesamteuropäischen Einheit. Dagegen setzte
sich die Tendenz zur Herausbildung von Nationalstaaten
durch. 1499 schieden die Eidgenossen nach
dem Schweizerkrieg faktisch aus dem Reichsverbund
aus.

Heute - 500 Jahre später - pflegen wir partnerschaftliche
Beziehungen zwischen unseren Ländern
, vor allem in der Regio. Die „deutsch-französische
Erbfeindschaft" ist überwunden. Wir finden
und begegnen uns unter einem gemeinsamen europäischen
Dach.

Was die Erinnerung an den Reichstag von Freiburg
auch zeigt, ist dies: daß frühere Generationen
beschwingt und unbeschwert zu feiern verstanden.
Denn der Reichstag bot nicht nur ein lebhaftes Szenarium
politischer und rechtlicher Auseinandersetzungen
zwischen Kaiser und Fürsten. Er war vor
allem anderen ein farbenfrohes, lärmiges und mitunter
auch schrilles Fest mit Turnieren, Musik und
Spielen. So ist es ganz im Sinn des Reichstages von
1497/98, sein Andenken 500 Jahre später als ein frohes
Fest der Freiburger Bürgerinnen und Bürger
zu feiern.

Dr. Rolf Böhme

Oberbürgermeister der Stadt Freiburg im Breisgau


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