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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 25
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verein, wohl auch der Frauenverein, der als „Verein von Frauen und Jungfrauen zur
Unterstützung der Patrioten" entstanden war.74

Auf der Gegenseite organisierten sich die gemäßigten Liberalen in einem neuen
Vaterländischen Verein, der am 18. Februar offiziell gegründet wurde. Seinen Vorsitz
übernahm Bürgermeister Joseph von Rotteck. Die einst im revolutionären Frühling
entstandenen Vaterländischen Vereine waren als radikaldemokratische Organisationen
im Sommer 1848 verboten worden. Ihr Erbe traten die Volksvereine an. Der neue
Vaterländische Verein war hingegen regierungsloyal, vertrat die Staatsform einer
konstitutionellen Monarchie und sah sich als Bollwerk gegen Anarchie und Umsturz
.75 Er nannte sich selbst eine „Vereinigung aller frei, national und konstitutionell
denkenden Bürger". Man sollte sicherlich die Vaterländischen Vereine nicht als konservative
oder reaktionäre Partei denunzieren. Sie bildeten viel eher eine Sammlungsbewegung
aller Bürger, die eine radikale Umgestaltung der Verhältnisse ablehnten
oder fürchteten.76

3. Die bittere Ernte der Revolution

Am 13. Mai 1849 hielt Amand Goegg eine Art Heerschau der Volksvereine in Offenburg
, die berühmte „3. Offenburger Versammlung".77 Was auf ihr beschlossen
wurde, war die eigentliche Revolution, jener „vollständige politische Umbau des
Vaterlandes", den Heinrich Schreiber schon im März 1848 als Programm erwartet
hatte.78 Man bildete einen zentralen Landesausschuß der Volksvereine, an dessen
Spitze Lorenz Brentano, Joseph Fickler, Amand Goegg und Ignaz Peter gewählt
wurden. Unter den weiteren Mitgliedern bzw. Ersatzmännern des „Parteivorstandes"
war auch Karl von Rotteck aus Freiburg.79 Einheiten der Rastatter Garnison schlössen
sich offen der Offenburger Versammlung an.80 Gemeinsam begab man sich nach
Karlsruhe, von wo der Großherzog und das Kabinett geflohen waren. Der Karlsruher
Gemeinderat gab zu erkennen, daß er den Landesausschuß der Volksvereine als Garanten
von Ordnung und Ruhe bzw. als neue, revolutionäre Regierung anerkannte.
Die führenden Mitglieder des Landesausschusses bildeten eine Provisorische Regierung
, setzten im ganzen Land Zivilkommissäre mit fast unbeschränkten Vollmachten
ein (in Freiburg erhielt der Anwalt Karl Friedrich Heunisch dieses Amt); schließlich
schrieben sie Wahlen zu einer neuen Verfassungsgebenden Landesversammlung aus.
Die Revolution war komplett. Vielerorts wurden die Bürgermeister abgesetzt. In
Freiburg wurde anstelle des gemäßigt liberalen Joseph von Rotteck der Hofgerichtsrat
Alexander Buisson zum Stadtoberhaupt gewählt.81

Der badische Großherzog bat die Reichsregierung um Hilfe gegen die Rebellion
/Revolution in seinem Land. Reichstruppen, vorwiegend preußische Einheiten
unter Führung des Bruders von König Friedrich Wilhelm IV., des Prinzen Wilhelm
(später Schwiegervater des badischen Großherzogs Friedrich und erster Deutscher
Kaiser), marschierten in der Pfalz und in Baden ein. Hier hatte man nach der Ablehnung
der Kaiserkrone durch den preußischen König dem damit verknüpften Scheitern
der Reichsverfassung eine „Reichsverfassungskampagne" organisiert, die zum
Bürgerkrieg führte.82

Die revolutionäre Regierung in Baden proklamierte eine „soziale Republik" und

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