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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 51
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gemacht, er hätte wohl kaum ein Denkmal in Liestal, wie er es heute hat. Jean
Baudrillard, der französische Philosoph, hat eben nicht Unrecht mit seiner Bemerkung
zu Feiern und Jubiläen: „Man gedenkt nicht dessen, was stattgefunden hat, sondern
dessen, was nie mehr stattfinden wird."12

Mit ihrer Unabhängigkeit erreichte die gesamte Aktivbürgerschaft des Kantons
Basel-Landschaft mit einem Mal die politische Emanzipation - und dies in einem
Schritt revolutionärer Erhebung. Vor diesem Hintergrund muss das Baselbieter Verhältnis
gegenüber den Flüchtlingen gesehen werden. Was dem jungen Kanton an
Wissen und Infrastruktur fehlte, das machte er mit doppelt grossem Engagement
wett. Es war für Fremde - vorab Intellektuelle - der 1830er Jahre relativ einfach, in
Baselland Niederlassung zu bekommen und sich als Lehrer, Advokaten etc, aktiv am
politischen Geschehen zu beteiligen. Trotzdem müssen etliche Widerstände Erwähnung
finden. Es gab 1839 eine „Bewegung der Volksfreunde", die sich die Fremdenfeindlichkeit
explizit auf die Fahnen schrieb. Die ausländischen Advokaten und Lehrer
weckten den Neid der einheimischen.13

In vielen Belangen gehörte Baselland zu den radikalsten Kantonen der Schweiz.
Für das 19« Jahrhundert kann man sich auf Georg Herwegh verlassen« In besagter
Rede an die versammelte Festgemeinde des Schützenfestes in Chur 1842 hält er fest:
„Ihr seid eifersüchtig auf eure Nationalität, auf Eure Unabhängigkeit nach aussen,
und ihr tut wohl daran. Euer Land ist die letzte Republik Europas und beinahe das
einzige Asyl der Freiheit."

Dass aber ab September 1848 ein eidgenössischer von der Tagsatzung bestimmter
Kommissär in der Nordwestecke des Landes für eine restriktive Ordnung sorgen
sollte, und dies auch unternahm - lange Listen wurden angefertigt, noch und noch -
dagegen setzte sich der Kanton Basel-Landschaft vergeblich zur Wehr. Zwar verblieben
einige Lücken und Tricks und Kniffe. Immer wieder findet man in den Verlautbarungen
des basellandschaftlichen Regierungsrates die Aufforderung an die Beamten
, erst einmal sorgfältig zu recherchieren und dann dem Regierungsrat „durch
Expressen" Mitteilung zu machen.14 Ich halte dies für eine gelungene Art einer Verzögerungstaktik
. Offiziell war man so gegen allfällige Vorwürfe gefeit, man würde
nichts unternehmen, ohne dass der Regierungsrat jedoch besonders aktiv ins Geschehen
eingegriffen hätte. Die Massnahmen des Bundes liefen so ins Leere. Stets
wurden auf der Ebene „Kanton" Ausnahmen gemacht und Flüchtlinge geduldet. Für
die Radikalen unter den Schweizer Behörden war das ein nicht ganz einfaches Unternehmen
. Zwar wollte man die Revolutionäre unterstützen, aber musste sich doch
immer hüten, einen allzu leichtfertigen Vorwand der offenen Unterstützung zu
liefern. So wurde zum Beispiel das „Bieler-Comite", das im März 1848 analog der
Legion aus Paris eine Schweizer Truppe aufstellen wollte, dahingehend instruiert,
dass ein geschlossener Durchzug nicht geduldet werde. Individuell hingegen könnten
sich die Teilnehmer der Badischen Aufstandsbewegung anschliessend5

Ein geradezu klassisches Beispiel gibt der Beschluss ab, die Flüchtlinge seien
immer weiter ins Landesinnere zu bringen. Hauptsache war, sie vom Grenzgebiet zu
entfernen und so ihre Agitationsarbeit zu erschweren, ja zu verunmöglichen. Das
stete Kommen und Gehen der badischen Revolutionäre machte die Erfassung als
Flüchtlinge auf Schweizer Seite nicht einfach, Einen Schritt zur Verbesserung dieser

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