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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 61
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0063
Eine unmittelbare Reaktion auf den Septemberaufstand war hingegen die Gründung
des Oberländer Schutzvereins in derjenigen Region Badens, die Schauplatz
beider Aufstände des Jahres 1848 gewesen war. Der bereits im Mai 1848 gegründete
Vaterländische Verein Kandern ergriff am 16. Oktober 1848 die Initiative, alle „gutgesinnten
Bürger" des Umlandes zu einer beratenden Versammlung auf den 22. Oktober
einzuladen, um für die Zukunft ein gemeinsames Vorgehen zu beschließen.17
Im Septemberaufstand sahen die Unterzeichner der Einladung nicht mehr den
Kampf um politische Grundsatzfragen allein, sondern die unmittelbare Infragestellung
und Bedrohung der gewohnten persönlichen Lebensverhältnisse: „Die Ereignisse
der letzten Tage haben uns sattsam belehrt, daß es sich nicht mehr um die
früher schwebenden Fragen, ob Republik oder konstitutionelle Monarchie, handelt,
sondern um die heiligsten Fragen der Freiheit, des Eigenthums und der Familie. Die
rothe Republik hat ihre Fahne aufgeplanzt, die Meinungsfreiheit des Bürgers ist
auf das Gröblichste verletzt worden, der Freiheit des Einzelnen haben die
Schreckensmänner das Standrecht entgegen gestellt, hier gilt es Sein oder Nichtsein,
das Brandmal der Feigheit verdient Jeder, der jetzt noch die Hände ruhig in den
Schoß legt."18 Ziel einer Vereinigung Gleichgesinnter sollte der Schutz vor den als
„mord- und raubgierige[n] Horden" bezeichneten Aufständischen sein. Auch aus
Schopfheim wurde ein ähnlicher Aufruf „An die biederen Oberländer!" veröffentlicht
, in dem für einen Zusammenschluß gegen weitere revolutionäre Aktivitäten und
für die „wahre Volksfreiheit" und die „deutsche Sache" geworben wurde.19 In beiden
Texten ist eine deutliche Verschärfung der politischen Auseinandersetzung zu erkennen
: die gegnerischen Republikaner wurden pauschal als „Anarchisten" oder „gedungene
Banditen", ihr Handeln als „Terrorismus", ihre Ziele als „Communismus"
gekennzeichnet.

Die Aufrufe stießen auf beachtliche Resonanz. Eduard Kaiser aus Lörrach berichtete
, die Kanderner Versammlung vom 22. Oktober sei von „ungefähr 4- bis 500 der
angesehensten Bürger", „aus den meisten Gemeinden des Wiesen- und Kandertha-
les", besucht worden.20 Geleitet wurde sie vom Kanderner Altbürgermeister Johann
Georg Schanzlin, der sich zu einem der führenden Köpfe der Revolutionsgegner im
Oberland entwickelt hatte.21 Bei den Versammelten dürfte es sich überwiegend um
ältere Honoratioren der Region gehandelt haben, die sich vor allem wegen der Ablehnung
der politischen und sozialen Forderung der Revolutionäre, aber auch aufgrund
eines Generationenkonflikts zu einer Reaktion aufgerufen fühlten. Das macht
unter anderem die in Kandern geäußerte Klage darüber deutlich, zum Septemberaufstand
sei es gekommen, da, „weil die Männer allzulange die Hände in die Hosentaschen
gesteckt, die Buben den Meister spielen konnten."22 Schopfheim, dessen
Bürgerwehr im September bei der Inhaftierung und Bewachung Gustav Struves eine
führende Rolle gespielt hatte, wurde zum Vorort des geplanten Vereinsnetzes der
Revolutionsgegner gewählt. Die bereits am 20. Oktober angenommenen Statuten des
neugegründeten Schopfheimer Bürgervereins sollten als Grundlage für die Erarbeitung
einer gemeinsamen Satzung dienen. Zusammen mit einer ausführlichen Einleitung
und mit „Erläuterungen zur Bildung der Zweigvereine in den einzelnen Gemeinden
, wo sich Bürgervereine zur gegenseitigen Unterstüzung bilden wollen",
wurden sie im Anschluß an die Kanderner Zusammenkunft im „Oberländer Boten"

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