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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 63
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Zwar wurde in der Phase der Vereinsgründung das Ziel einer breiten Mitgliederbasis
betont: „Die aufgestellten Grundsätze wird jeder Patriot ohne Rücksicht der
polit. Farbe als die seinigen anerkennen; das Satut durchweht ein Geist des ächten
Liberalismus."36 Doch dürfte der Oberländer Schutzverein in der Folgezeit kaum
wesentlich über die Zahl der Gründungsmitglieder hinaus angewachsen sein.37 Wie
die Vaterländischen Vereine an anderen Orten Badens reagierte auch der Oberländer
Schutzverein vor allem auf politische Entwicklungen, anstatt gestaltend eingreifen
zu können. Mit dem Beginn der Mairevolution 1849 hatten, wie Johann Georg
Schanzlin im Rückblick berichtete, „die vaterländischen Vereine [...] durch das erfolgte
Einschüchterungssystem nirgends mehr Einfluß".38 Auch als geschlossene
militärische Formation, als welcher sich der Oberländer Schutzverein primär gegründet
hatte, trat er in der Mairevolution 1849 nicht hervor. Erst Ende Juni 1849, als
sich das Scheitern des Volksaufstandes deutlich abzeichnete, sollte das gerade im
Kandertal geknüpfte Kontaktnetz entschiedener Revolutionsgegner um Johann
Georg Schanzlin noch einmal eine wichtige Rolle spielen.39

IV.

Nur eine Woche nach dem Scheitern des Septemberaufstands, am 1. Oktober 1848,
hielt in der evangelischen Stadtkirche Lörrach Reinhard Schellenberg eine Predigt
über „Die republikanische Schilderhebung des Oberlandes im Lichte der Religion
".40 Schellenberg, seit 1845 Stadtvikar und zugleich Lehrer an der Höheren Bürgerschule
, war ein Vertreter des aufgeklärt-liberalen Protestantismus. Er war einer
der führenden Männer des Bürgerlichen Lesevereins, hatte durch öffentliche Auftritte
im Frühjahr 1848 antijüdische Ausschreitungen in der Region Lörrach verhindert
und war im April 1848 mit dem besten Ergebnis zu einem der regionalen Wahlmänner
für die Wahl zur deutschen Nationalversammlung in Frankfurt gewählt worden
.41 Sehr differenziert ging Schellenberg auf die revolutionären Ereignisse ein.

Ohne das Ziel, „das schöne goldene Ziel der Gerechtigkeit und Freiheit",42 zu diskreditieren
, warf er den Revolutionären vor, leichtfertig, ohne Ernst, Gewissenhaftigkeit
und Besonnenheit gehandelt zu haben. „Wir meinen, wenn man ein solches
Werk unternimmt, wenn man Gesetz, Ordnung und Verfassung eines Landes mit den
Waffen in der Hand angreift, wenn man das Glück und das Leben von Tausenden auf
das Spiel setzt [...], so sollte man [...] wissen, nicht blos, ob man ein solches Werk
durchführen könne, sondern, ob man auch Mittel und Kräfte besitze, unter den bestehenden
Verhältnissen an die Stelle des Alten etwas Besseres zu setzen!? Man
sollte wissen, daß es nicht das Werk eines Tages, oder blos einiger Menschen, einer
Stadt, oder eines Ländchens sei, ein neues Reich und eine neue Verfassung zu gründen
, daß vielmehr zu einem solchen Werke, wenn es gelingen und von Dauer und
Segen sein soll, die ganze Nation [...] mitwirken müsse."43 Ein weiterer Vorwurf
galt den von den Revolutionären verordneten Zwangsmaßnahmen und persönlichem
Fehlverhalten. Für niemanden, so Schellenberg, sei dies schmerzlicher als für jene,
„welche aus tiefstem Herzen für den Sieg der Gerechtigkeit und Freiheit begeistert
sind und von jeher für des Volkes Glück und Recht gestritten haben [... ] Sie sehen,
welche Gefahren der heiligen Sache des Volkes drohen, wenn sich in den Kampf für

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