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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 66
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0068
politischen Kurs kann er als typisch für viele Lörracher Bürger gelten.51 Vom Aprilaufstand
Heckers hatte er sich ferngehalten. Er setzte, mit dem zweitbesten Stimmergebnis
des Wahlbezirks zum Wahlmann gewählt, auf die Arbeit der Frankfurter
Nationalversammlung. Nach dem Septemberaufstand wurde er am 14* Oktober 1848
von der Regierung des Oberrheinkreises von seinem Amt suspendiert, obwohl er sich
nicht sehr exponiert hatte.52 Bürgermeister und Gemeinderat beschlossen daraufhin,
gemeinschaftlich ihre Entlassungsgesuche einzureichen. Wenners Rückhalt in der
Lörracher Bürgerschaft wurde deutlich, als daraufhin in einer Gemeindeversammlung
am 23, November 1848 sein zusammen mit dem gesamten Gemeinderat eingereichtes
Rücktrittsgesuch beraten wurde. Von 276 stimmberechtigten Gemeindebürgern
waren mit 198 mehr als zwei Drittel erschienen. Nach eingehender Beratung
stimmten bei einigen Enthaltungen kein Bürger für, jedoch 142 Bürger gegen die
Annahme des Rücktrittsgesuchs. Wenner blieb zwar suspendiert, doch das von der
Staatsanwaltschaft eingeleitete Untersuchungsverfahren führte nicht zu einer Anklage
. Am 16. Mai 1849, nach Beginn des dritten badischen Aufstands, wurde Wenner
vom Bezirksamt wieder als Bürgermeister eingesetzt,

Bereits einige Monate zuvor, im Februar 1849, war Wenner auch die zentrale
Figur bei der Gründung eines Völksvereins in Lörrach gewesen. Neben Wenner
waren unter anderen die Gemeinderäte Feldkirchner und Gutermann, der Tabakfabrikant
Jakob Braun, der Kaufmann Friedrich Lieberknecht und der Färber Kro-
mer im Volksverein aktiv.53 Im Gründungsaufruf des Lörracher provisorischen
Comites vom L Februar 1849 fand eine klare Abgrenzung gegenüber „reaktionären
Bestrebungen" statt; die in ganz Baden von den Völksvereinen erhobene Forderung
nach der Auflösung des bisherigen Landtages und der Wahl einer verfassunggebenden
Versammlung wurde unterstützt.54 Auffallend ist jedoch, daß sich die Lörracher
Volksvereinsgründer - ähnlich wie bereits zuvor die Initiatoren des Oberländer
Schutzvereins - ausdrücklich auch auf das Erlebnis des Septemberaufstandes beriefen
. Anders als bei jenen standen jetzt jedoch nicht negative Erfahrungen während
des als „beklagenswerth" eingestuften „Freischarenzug[es]" im Zentrum der Kritik,
sondern die aus der Niederlage folgernde „Zersplitterung unserer gesellschaftlichen
Verhältnisse im Spätjahr". Um dieser organisatorischen und politischen Schwächung
vor allem des liberalen Lagers zu begegnen wurde gefordert, „daß es Pflicht der gutgesinnten
Bürger ist, die zersplitterten Kräfte durch Bildung von Volksvereinen zu
sammeln, um den Wünschen und Interessen des Volkes geregelten Ausdruck geben
zu können."55 Der Versuch, dabei ein breites politisches Spektrum anzusprechen und
zu integrieren, und die Tendenz zu einem gemäßigten, legalistischen Kurs kennzeichnete
den Lörracher Völksverein von Beginn an. Karl Georg Wenner, nach seinen
eigenen Angaben zwei Monate lang bis zum 27. März Vorsitzender des Vereins,
sah sich in der Rolle des Mahners, „von der Gesetzesbahn nicht abzuweichen".56 An
der Offenburger Völksversammlung vom 13. Mai 1849 gehörte Paul Feldkirchner als
Vertreter des Volksvereins Lörrach zu denjenigen, die die sofortige Ausrufung einer
Republik als zu radikalen Schritt entschieden bekämpften.57

Nach der Verabschiedung der Reichsverfassung durch die deutsche Nationalversammlung
in Frankfurt im Frühjahr 1849 verfolgte Wenner, der auch nach der Niederlegung
des Vorsitzes im Volksverein einflußreich blieb, ein sehr viel weitergehen-

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