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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 70
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0072
gen gewesen, „sich von Loerrach zu flüchten, um nicht von den erbitterten Bürgern
geprügelt zu werden",79 Auch bei einer weiteren, von ihm selbst einberufenen Volksversammlung
am 28. Mai 1849 in Efringen, die nur von 200 Teilnehmern besucht
wurde, hatte Neff keinen Erfolg. Er betrieb daher von Efringen aus hauptsächlich die
Sammlung von Freischärlern aus der Schweiz für den militärischen Kampf gegen die
vom badischen Großherzog ins Land gerufenen Interventionstruppen im Norden Badens
.80 Nach Schätzung des Basler Landjägerhauptmanns Gottlieb Bischoff konnte
er 4-500 „Neffianer" rekrutieren.81 Schon am 24. Mai 1849 hatte sich Neff als
„Lumpensammler" bezeichnet und bitter beklagt: „Die schweizerischen Volksmänner
nehmen sich sehr für unsere Sache an [...] Die Schweizer nehmen mehr Antheil
als die badischen Oberländer selbst" 82>

Uber die Unentschlossenheit und Vorsicht, die in Lörrach weitverbreitet war, liegen
detaillierte Stimmungsberichte Gottlieb Bischoffs von „Ob Lörrach großherzoglich
oder republikanisch ist, weiß man gar nicht; der Oberamtmann ist noch dort,
aber ungefähr wie eine Schnecke in ihrem Haus", heißt es in einem Schreiben vom
21. Mai. „Die Leute munkeln dort einander nur in die Ohren und wagen nichts auszusprechen
; hauptsächlich giebt ihnen das zu schaffen, daß der Preuß den Andern
den Krieg erklärt habe! Die Lörracher sind halt mehrmals gebrannte Kinder und
sehen im Geiste schon die Pferde der blauen Husaren & gar der Russen in den Ställen
des Hirschenwirths."83 Diese Angst vor den unkalkulierbaren Folgen der Revolution
bestimmt auch Gespräche über den Einsatz der Bürgerwehr, deren Integration
in die Volkswehr nun Sache von Neffs Nachfolger als Kriegskommissär, Max Fiala,
war. Nachdem dieser am 24. Mai einen Aufruf „Zu den Waffen" erlassen hatte,84 berichtete
Bischoff von einer zunächst skeptischen Aufnahme: „Die Bürgermeister der
zu Lörrach gehörenden ca. 20 Gemeinden waren diese Woche zu einer Berathung
zusammen; die große Mehrheit aller Gemeinden soll entschlossen sein, die Aufgebote
nicht marschieren zu lassen. Das Auftreten des in hiesiger Gegend zu ungünstig
bekannten Neff hat der Regierung sehr geschadet [...] Alles, was ich (z.B. auch von
dem wieder zurückgekehrten Hirschenwirth Pflüger) gehört habe, bestärkt mich im
Glauben, daß aus diesen Gegenden nur wenig Exaltierte ausziehen werden. Man findet
sich durch das Mißglücken der beiden letzten Bewegungen dazu legitimiert."85
Eine nicht unwesentliche Rolle mag auch gespielt haben, daß - obwohl die „Anhänger
der Volkssache" auf einen „Anschluß von Württemberg & Baiern" hofften - die
Erfolgsaussichten des Aufstandes schon Ende Mai allgemein in Lörrach als sehr gering
beurteilt wurden: „Im Ganzen schenkt man der neuen badischen Sache wenig
Hoffnung auf Gelingen."86

Andererseits berichtete Bischoff aber auch: „Im Markgräflichen organisieren sie
fortwährend an der Bürgerwehr."87 Es gehört zum widersprüchlichen Bild jener
Tage im Mai und Juni 1849 in Lörrach, daß dasselbe Bürgermeisteramt, daß Neff als
Rekrutierungskommissär vehement abgelehnt hatte, nun die Frauen und Jungfrauen
Lörrachs dazu aufforderte, Leibwäsche zur Ausrüstung des 1. Aufgebots der Bürgerwehr
zu sammeln.88 Entgegen der im Mai noch ablehnenden Haltung vieler Lörracher
zog das erste Aufgebot der Stadt am 24. Juni in Richtung Norden aus, nachdem
Stadtvikar Reinhard Schellenberg die Fahnen geweiht hatte.89 Auch Eduard Kaiser
beschrieb im Rückblick die zwiespältige politische Haltung vieler Menschen in der

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