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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 81
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0083
Standsmitglieder verfolgten den Plan, die Legionäre im Elsaß zu sammeln und die
Rheingrenze erst auf die ausdrückliche Aufforderung deutscher Republikaner hin zu
überschreiten.10 Zunächst kümmerte sich ein Zentralbüro der Gesellschaft in der Rue
de Montmarte um die Rekrutierung der Legionäre und ihre Ausrüstung mit Waffen
und Reisegeld. Plakate an den Straßenecken riefen die Pariser Bevölkerung zur
Unterstützung auf.11

Die Hoffnung Georg Herweghs, die neue französische Regierung werde die deutschen
Republikaner mit Waffen ausrüsten, wurde enttäuscht.12 Die provisorische Regierung
zog sich auf einen neutralen Standpunkt zurück und gewährte der Legion
nur Marschgelder bis an die Grenze. Diese finanzielle Unterstützung der deutschen
Demokraten stand weniger unter der Devise „Freiheit verbindet" als vielmehr unter
dem Motto „Nationalität trennt". Schließlich entfernte der Zug der Legion nach
Deutschland zahlreiche Handwerksgesellen aus Paris, die dort mit Franzosen um
Arbeitsplätze konkurrierten.13

Diese These lenkt den Blick auf die soziale Zusammensetzung der Legion. Folgt
man den Darstellungen von Emma Herwegh und Otto von Corvin, so achtete das
Komitee bei der Rekrutierung der Legionäre streng auf die deutsche Herkunft der
Männer, Die Gesellschaft befürchtete, daß die deutsche Bevölkerung ausländische
Freischärler schlecht empfangen würde.14 Das Rekrutierungsprinzip lautete also
„Nationalität trennt". Otto von Corvin bedauerte sehr, die zahlreichen Franzosen, die
in die Legion eintreten wollten, zurückweisen zu müssen: „Ich gestehe sehr gern,
daß diese Nothwendigkeit mir vielen Kummer machte, besonders da uns die Franzosen
fort und fort erklärten, daß sie an Eroberung gar nicht dächten, sondern einzig
und allein als Republikaner den Wunsch hegten, die deutschen Brüder von ihren
Tyrannen zu befreien, wie wir ihnen in Paris geholfen die Freiheit zu erringen."15

Den Kern des Freikorps bildeten schließlich vier Bataillone ä 200 Mann, die ab
dem 24. März 1848 in mehreren Etappen nach Straßburg marschierten, wo sich die
Legionäre bis Mitte April 1848 versammelten. Einige Männer schlössen sich den
Kolonnen noch unterwegs und in Straßburg an.16 Schon allein wegen dieses Zuwachses
erhebt sich die Frage, ob das Prinzip „Freiheit verbindet" die Zusammensetzung
der Legion nicht doch stärker bestimmte, als es die Bezeichnung „deutsche demokratische
Legion" vermuten läßt. Auskunft über den Beruf und den Heimatort der
Freischärler gibt ein Verzeichnis von 373 Männern - also etwa der Hälfte der Legion
-, die nach dem Gefecht im südbadischen Dossenbach am 27. April 1848 vom württembergischen
Militär gefangengenommen wurden. 73 Prozent der Gefangenen
stammten aus 21 deutschen Bundesstaaten, die übrigen aus Belgien, der Schweiz,
Dänemark, Ungarn, Norwegen, Schweden und Rußland. 68 Legionäre kamen aus
Frankreich. Die Liste verzeichnet unter anderem: Student Daniel Krebs aus Mannheim
, Schreiner Karl Freitag aus Philadelphia (USA), wohnhaft in Paris, Buchbinder
Johann Zwerner aus Petersburg, Schuster Charles Gaston aus Straßburg, Schreiner
Theodor Carlson aus Riga (damals Rußland), Schneider Andr6 Grennig aus Hagstadt
(Norwegen), Schuster Stanislaus Nebel aus Pest in Ungarn, Schmied Karl Heimgärtner
aus der Gemeinde Fislisbach im Kanton Aargau. 83 Prozent der 304 Legionäre
, die Angaben zu ihrem Beruf machten, waren Handwerker. Von diesen hatten
123 als Schneider, Schreiner oder Schuster gearbeitet. Unter den Gefangenen be-

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