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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 89
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0091
Schweiz für vorgeschoben.33 So sprach sich eine Lörracher Gemeindeversammlung
am 5. April 1848 „einmüdig dahin aus, daß man, wenn schon die Rheingrenze nahe
genug, dennoch die Befürchtung wegen Überfalls von Arbeitern sowenig aus der
Schweiz als aus Frankreich nicht hege, umsoweniger, als dies[e] abendtheuerlichejn]
Gerücht[e] sich vielfach wiedersprechen [!] und eben schon länger im Umlauf noch
nichts davon bewahrheitet, sie schienen mehr der Ängstlichkeit entsprungen zu sein
daher man einen Truppenzuzug nicht für nothwendig halte [.. J".34

Auch Bürger der Stadt Lahr fürchteten sich nicht vor einem Angriff. Falls die Arbeiterlegionen
tatsächlich nach Baden kommen sollten, „so wird es ohne Zweifel unbewaffnet
geschehen, und es wird - dessen sind wir gewiß von diesen unseren deutschen
Brüdern weder das Eigenthum noch die persönliche Sicherheit der badischen
Bürger angetastet werden",35 Das „patriotische Comite" des Bezirks Lörrach, das die
Zusammenziehung der Truppen energisch mißbilligte, entschied: „Die deutschen
Arbeiter, sie seien bewaffnet oder nicht, sollen freundschaftlichst von uns an der
Grenze empfangen, ihnen hingegen die Pflicht auferlegt werden, in unsere politischen
Angelegenheiten nicht gewaltsam einzugreifen."36

Die Reaktion der Lörracher läßt erkennen, daß es nicht Ressentiments gegenüber
„Eindringlingen" aus dem Ausland war, die die Bürger von den Legionären jenseits
des Rheins trennte. Es war vielmehr die Vorstellung, daß sich die Freiheit auf dem
Reformweg besser verwirklichen lasse als durch einen Aufstand für die Republik.
Die Haltung des „patriotischen Comites" entsprach der neugierig-freundlichen Distanz
, mit der die Lörracher am 20, April 1848 700 bis 800 deutsche Freischärler aus
dem Amtsbezirk Jestetten durch die Stadt ziehen ließen, ohne sich ihnen anzuschließen
.37

Einige Beispiele sprechen dafür, daß die republikanisch gesinnte Minderheit in
der Grenzregion im Gegensatz zu den Freischarenführern nicht nur ein Bündnis mit
einer „deutschen Arbeiterlegion", sondern auch mit französischen und Schweizer
Republikanern begrüßt hätte,38 Ein Kundschafter des württembergischen Militärs
schilderte am 9. April 1848 die Stimmung der Bevölkerung am Bodensee: „Endlich
ist es aber auch nur zu wahr, daß ein großer Theil der Seekreis-Bevölkerung die deutschen
Freischaaren aus der Schweiz und aus Frankreich mit offenen Armen empfangen
würde - theils um sich durch deren Zuzug zu verstärken, theils weil so viele im
Wahne stehen, daß in einer Republik, durch diese Freiheitsmänner, wie Herwegh!,
pp erichtet, allen ihren Beschwerden und Lasten abgeholfen würde, und das goldene
Zeitalter in seiner geträumten Glorie anbrechen müsse."39

Der Freischarenführer Theodor Mögling traf gegen Ende des Aprilaufstandes
nördlich von Freiburg republikanisch gesinnte Bauern, die große Hoffnung in die
Ankunft von Franzosen setzten. Möglings Schilderung zufolge sprachen sich die
Bauern lebhaft darüber aus, „daß, wenn Hecker nicht umgekommen oder gefangen
sei, noch Alles gut gehen müsse, denn Hecker rufe jetzt die Franzosen über den
Rhein, diese werden ihnen dann schon gegen die fremden Truppen helfen". Als
ihnen Mögling erwiderte, daß Hecker die deutsche Republik nur mit Deutschen
gründen wolle, „da wurden sie sehr mißmuthig, und meinten, so gut wie die deutschen
Fürsten sich mit Rußland, ebenso können [die] deutschen Völker sich mit dem
französischen Volke verbinden".40

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