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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 99
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0101
„Wunder", durch einen äußeren Anstoß. Früher war es der neue Hafen, der Eisenbahnanschluß
, das zollfreie Gebiet vor der Stadt usw., die angeblich zum großen
wirtschaftlichen Durchbruch fehlten. Jetzt war es eben die Republik, von der man
sich, ohne selbst tätig werden zu müssen, alles Heil der Konstanzer Misere versprach
. Diese Haltung erklärt auch, warum es dann im April, als Friedrich Hecker
zur Teilnahme am republikanischen Zug nach Karlsruhe aufrief, in Konstanz zu
einer anfänglich mehr als bescheidenen Teilnahme kam, wenn man bedenkt, daß bei
der Versammlung am 13. März die Mehrheit der 600 bis 700 Anwesenden bei der
Wahl der Delegierten tendenziell für die Republik gestimmt hatte.

Einige Gründe für die schnelle Verbreitung der Forderung

nach der Republik

Warum hat der Gedanke an die Errichtung einer Republik so schnell Fuß gefaßt?
Immer wieder verwiesen die Redner darauf, wie preiswert die Republik gegenüber
der Monarchie sei, die das Geld vornehmlich für Fürsten, Prinzen und Prinzessinnen,
für Beamte und das stehende Heer ausgebe. Außerdem sei in der Republik die
Steuererhebung gerechter als in der Monarchie, da sie in der Republik auf direkten
und in der Monarchie hauptsächlich auf indirekten Steuern beruhe, die vornehmlich
von den Bauern, Krämern und Fabrikarbeitern aufgebracht werden müßten. Außerdem
spare das hohe Maß an Selbstregierung, vor allem auf der kommunalen Ebene,
viele Ausgaben und damit Steuererhebungen.

Vergleichbare Töne wurden auch jenseits der badischen Grenze im württembergischen
Seegebiet laut. So forderte Dr. Lenz aus Tettnang die „Herstellung einer wohlfeilen
Regierung. Der unnötige Aufwand, das kostspielige und luxuriöse Verwaltungssystem
, welches seither bestanden, müsse ganz aufhören, wenn dem Volke in
gründlicher Weise geholfen werden solle. Dann sprach der Redner noch über die
Kräftigung und Stärkung des Bürgersinns, und er verlangte deshalb die Abschaffung
des seitherigen Bevormundungssystems den Gemeinden gegenüber; Selbständigkeit
der Gemeinden in der Verwaltung ihrer Angelegenheiten erweckt auch das Bewußtsein
der Selbständigkeit in dem einzelnen Bürger. Kaufmann Roller von Friedrichshafen
sprach hierauf von dem Verfall der Gewerbe, von der Creditlosigkeit und Ver-
dienstlosigkeit, welche in Folge dessen überall herrsche, von dem gedrückten Zustand
des Landbauers, dessen Schweiß größtenteils die Feudal- und Staatslasten
verschlungen hätten. Die Ursache dieser Uberstände sah er in unserer Gleichgültigkeit
und dem Knechtsinn, womit wir seit 3(3 Jahren Gewalt über uns gelassen hätten,
und forderte die Versammlung auf, durch Wahlen von Volksmännern in die Kammer
der Abgeordneten nach Stuttgart und die konstitutionelle Versammlung nach Frankfurt
diese Übelstände für immer zu beseitigen/'24 Diese Rede und mit ihr die Zuhörer
setzten noch all ihre Hoffnungen auf die konstitutionellen Parlamente.

Die Forderung nach der Errichtung einer Republik wurde im württembergischen
Seegebiet noch weit weniger entschieden vorgetragen als im badischen Seekreis.
Der Gedanke begann aber auch im Oberamt Tettnang Fuß zu fassen. Das Württembergische
Seeblatt veränderte dabei innerhalb von nur drei Monaten seine Grundsätze
. Von einem konstitutionellen Blatt wandelte es sich über eine vorsichtige Par-

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