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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 133
(PDF, 32 MB)
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Grundherrn; nach zwei im Kern der Sache ergebnislosen Terminen vor dem Landamt
erhob dieser Klage. Erst am 25. Mai verzichtete die Gemeinde auf Fortführung des
Prozesses und damit auf den Wald,

Um den 22, März führte der „Franzosenlärm" ~ unbegründete Gerüchte über eine
Invasion französischer Arbeiter und deutscher Emigranten - in vielen Gemeinden zu
Panik.9 In Eichstetten stellte man hastig ein Bürgeraufgebot zusammen. Frauen, Kinder
und Alte bereiteten sich zur Flucht vor. In Holzhausen wurden am 24. März Listen
von Bürgern und „ledigen Knaben" zusammengestellt, „welche, wenn zur Gemeindeversammlung
geläutet wird, in Zeit von einer Viertelstunde gewaffnet und
wehrhaft zu erscheinen haben". Der Holzhauser Pfarrer Andreas Schill schreibt (im
Nachhinein stark karikierend): „Unter dem Commando des Joseph Siegel eilten die
Holzhauser, mit Hauen und Mistgabeln bewaffnet, mit den Buchheimern auf die
Buchheimer Brücke und stellten sich da zur Schlachtordnung auf." Als der Feind
ausblieb, gingen einige nach Gottenheim und „besiegten dort ein respektables Quantum
Wein, der jedoch wieder Revanche nahm und die Muthigen auf dem Heimweg
in die Gräben warf".

Der Aufbau von Bürgerwehren begann schon vor Veröffentlichung des entsprechenden
Gesetzes am 3. April kurz nach der Freiburger Volksversammlung am
26. März. Deutlich wird, daß er vielerorts im Sinne der freiheitlichen Forderung
nach Volksbewaffnung erfolgte und daß sich örtliche Liberale oder Demokraten der
Sache annahmen. So wurde in Hugstetten roter, gelber und schwarzer Stoff für die
Fahne besorgt, deren Farben gesetzlich ja nicht festgelegt waren.10 In Eichstetten
wählte man den Arzt Karl Fregonneau - später Wahlmann zur Nationalversammlung
- zum Kommandanten, in Buchheim den Bierbrauer und Wirt Johann Evangelist
Müller, einen Heckeranhänger, Er stellte um den 27. März ein 1. Aufgebot von 20
Mann mit Fahne und Trommel zusammen. Am selben Tag beschlossen in Endingen
Gemeinderat und Bürgerausschuß 100 Gewehre in Basel anzuschaffen.

Stärke, Bewaffnung und Ausbildung der Aufgebote waren unterschiedlich.11
Während eine verhältnismäßig kleine Gemeinde wie Neuershausen den Ankauf von
60 modernen Gewehren beschloß, ließ man sich im weit größeren Eichstetten 40 veraltete
Exerzierwaffen vom Staat liefern. In Bötzingen fehlen Hinweise auf die Beschaffung
von Feuerwaffen ganz; dagegen gibt es einen Rechnungsbeleg über die
Anfertigung von Spießen. Das „Exerzieren" übernahmen gerade in kleineren Orten
ehemalige Soldaten. In Endingen wurde das fast 100 Mann starke Aufgebot von Unteroffizieren
der regulären Truppe ausgebildet.

Der Heckeraufstand

Die Märzzugeständnisse der badischen Regierung, die Offenburger und Freiburger
Versammlungen, die Revolutionen in Berlin und Wien und die Einberufung des Vorparlaments
verbreiteten Aufbruchsstimmung. Soweit Wahlakten zur Frankfurter Nationalversammlung
vorliegen, wird deutlich, daß Anfang April in den Gemeinden
freiheitlich gesinnte Bürger mit großer Mehrheit als Wahlmänner bestimmt wurden:
in Neuershausen Bürgermeister Josef Kremp und Pfauenwirt Franz Joseph Erdin,12
in Eichstetten Kaufmann Höfflin, Altbürgermeister Bockstahler, Adlerwirt Trümmer

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