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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 140
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0142
Revolution auf dem Lande

Im Vorfeld des zum 12713, Mai in Offenburg anberaumten Landeskongresses der
Volksvereine lud sich die Stimmung auf.41 Am 6. Mai fand in Oberschaffhausen eine
Volksversammlung statt, am selben Tag eine in Endingen, an der - so die „Oberrheinische
Zeitung" - mehrere Tausende teilnahmen. Man forderte insbesondere die Annahme
der Reichsverfassung durch Baden. Ein Antrag zur Bewaffnung der Endinger
Bürgerwehr „in möglichster Bälde" wurde am 9. Mai dem Gemeinderat vorgelegt.
Für den 17* war für die Orte der March eine Volksversammlung bei Pfauenwirt Erdin
in Neuershausen anberaumt.

Agitation unter den Soldaten hatte es nicht nur in den großen Garnisonen gegeben,
sondern auch in kleineren Orten. In Buchheim hatte Bierbrauer Müller schon im Februar
versucht, eine hier stationierte Kompanie des Freiburger 2. Infanterieregiments
aufzuwiegeln.42 Mit Frau und Kindern sei er erschienen: „Hättet ihr [im April 1848]
zu uns geholfen, so wären wir glücklicher, aber ihr habt uns unglücklich gemacht, ihr
habt schlecht gehandelt an uns und unseren Kindern..." Am 12. Mai fand in Buchheim
eine Soldatenversammlung statt, die sich den am Vortag auf dem Freiburger
Schloßberg verkündeten Forderungen anschloß.

Verschiedene Soldaten aus den hier behandelten Orten sind am 13./14. Mai als
Hauptteilnehmer an den Meutereien in Rastatt, Bruchsal und Karlsruhe aktenkundig
geworden, beispielsweise der Dragoner Kasimir Hirtler aus Endingen, der Artillerist
Michael Schaffner aus Buchheim, der Hugstetter Leibinfanterist Johann Baptist
Risch. In Karlsruhe wurde der Bahlinger Dragonerkorporal Kaufmann beim Zusammenstoß
seines Regiments mit meuternder Infanterie tödlich verwundet43

Die Nachrichten aus Offenburg, Rastatt und Karlsruhe bewirkten in Endingen -
von hier war anscheinend eine Abordnung am 12. Mai nach Offenburg geschickt
worden - eine Lokalrevolution. Eine Gemeindeversammlung, die noch am 13. Mai
vom März verein eigenmächtig einberufen wurde, erzwang den Rücktritt von Bürgermeister
Kniebühler und die Auflösung von Gemeinderat und Bürgerausschuß.
Als provisorischen Bürgermeister setzte man den bisherigen Ratsschreiber ein. Die
Verwaltung übernahm - mit Josef Lang an der Spitze - ein „Sicherheitsausschuß"
von 28 Personen, rund die Hälfte davon Mitglieder des Märzvereins.44 Dieser
erklärte sich für permanent, stellte aber baldige Gemeindewahlen in Aussicht. Am
Tag darauf wurde der in Endingen wohnhafte Amtsgendarm von mehreren Bürgern
unter Gewaltandrohung aus der Stadt vertrieben. Eine Gemeindeversammlung am
18. Mai, bei der von 521 Bürgern 350 anwesend waren, beschloß einstimmig die sofortige
Aufstellung und Bewaffnung des ersten und zweiten Bürgerwehraufgebots.
Sales Sartori, einer der wohlhabendsten Handelsleute der Stadt, kümmerte sich persönlich
in Karlsruhe um die Ausrüstung.

Privatbriefen ist ansatzweise zu entnehmen, welche Stimmung in der Stadt
herrschte. Eine Schreiberin berichtet vom Riß zwischen „Republikanern" und
„Aristocraten", der zum Teil mitten durch die Familien ging, und schließt: „Was
mich anbetrifft, bin ich eine ächte Republikanerin u. habe großen Muth, mit in den
Kampf zu ziehen. Bundfahnen [in Schwarz-Rot-Gold] habe ich schon sehr viele
gerichtet. ... Ihr würdet erstaunen, wie jetzt alles ins neue Leben tritt." Ihr Vater be-

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