Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 141
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0143
geistert sich für alle jene „edelsten Männer", die nun die provisorische Regierung
bildeten.45

Gegen Ende Mai fanden die Wahlen zum Gemeinderat und zum Bürgerausschuß
statt; die meisten der Gewählten gehörten dem Märzverein an oder standen ihm
nahe. Die gewählten Gremien und der Sicherheitsausschuß teilten sich die Stadtverwaltung
; allein zuständig war letzterer für die Bürgerwehrangelegenheiten.

Die Ereignisse in Endingen riefen in der Nachbarschaft unterschiedliche Reaktionen
hervor. Die Gemeinde Königschaffhausen wandte sich am 18, Mai an das Bezirksamt
Breisach mit der Anfrage, wie man einem befürchteten „Eindringen der Endinger
Revolutionäre" begegnen solle 46 Dagegen wurde der Märzverein im direkt
benachbarten Amoltern zur Aktion beflügelt. Von hier war ein junger Mann am
12713. Mai 1849 in Offenburg; er soll die dort gefaßten Beschlüsse nach seiner
Rückkehr im Dorf verbreitet haben. Der Märzverein zwang am 14, Mai Bürgermeister
Schmelzte als „Aristokraten" zum Rücktritt. Angeblich wurde in Endingen eine
„Freiheitsfahne" gekauft und unter großem Jubel im zweiten Stock eines Amolterer
Wirtshauses gehißt. Viel Volk habe sich zusammengerottet und gerufen, „daß daran
die Aristocraten gehängt würden".47 Vereinspräsident Walliser äußerte sich auf einer
Gemeindeversammlung, jetzt sei „der deutsche Michel erwacht", man brauche sich
nicht mehr von Fürstenketten binden zu lassen, die Gemeinden könnten nun ihre Beamten
wählen und „wegtun", wie sie wollten.

Vor allem in kleineren Orten war man über die Vorhaben der neuen revolutionären
Obrigkeit im unklaren. Die Bürgermeister von Buchheim, Hugstetten, Hochdorf,
Holzhausen und Neuershausen trafen sich am 16. Mai zunächst zu einer Besprechung
, danach gingen sie nach Freiburg aufs Amt, um sich zu erkundigen, „wie wir
uns in den neuen Ereignissen zu benehmen haben",48 Zum Teil wurde ihnen dies aus
der Hand genommen. In Buchheim setzte eine Gruppe um Bierbrauer Müller auf
einer Gemeindeversammlung am 17. Mai gegen den Widerstand des Bürgermeisters
durch, daß die Offenburger Beschlüsse bekanntgemacht wurden 49 Auf Müllers Betreiben
zwangen mehrere junge Burschen Bürgermeister Steyert, die Bürgerwehrfahne
herauszugeben; sie wurde auf dem Kirchturm gehißt. Hier, wie auch in Holzhausen
, Neuershausen und Königschaffhausen wurden kurz darauf - auf Anordnung
der neuen Macht - Sicherheitsausschüsse bzw. -kommissionen gebildet.50

Politische Machtkämpfe - nicht immer von rein gemeindepolitischen zu unterscheiden
- sind nicht nur aus Endingen und Amoltern bekannt. In Gottenheim wurde
Bürgermeister Schätzle - im Vorjahr selbst als Umstürzler verdächtigt - offenbar
Mitte Juni von radikaleren Kräften abgesetzt.51 Auch in Buchheim gab es Bestrebungen
, den gegenrevolutionären Bürgermeister Steyert abzusetzen. Am 14. Juni -
so dieser später - „trachtete [Bierbrauer Müller] für die provisorische Regierung
Bürgermeister zu werden, es wäre ihm bereits bis auf 3 Stimmen gelungen". Müllers
Anhang in der Bürgerschaft war offenbar nicht gering. Vielleicht um Steyerts Abdankung
doch noch zu erzwingen, ließ Bürgerwehr-Befehlshaber Johann Strub
nachts um halb zwei u hr Generalmarsch trommeln, rückte mit dem Aufgebot vor das
Haus des Bürgermeisters und ließ in die Luft schießen.52

In Eichstetten blieb die Stellung von Bürgermeister Bär unangefochten, da er mit
Geschick taktierte. Einerseits erfüllte er die Anordnungen der Emmendinger Kom-

141


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0143