Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 161
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0163
Das Wahlergebnis von 1848 sah etwas anders aus als 1846:

Albert Dung 270(1846:201)

Rentier Metzger 216(1846: 210)

Gemeinderat Schumacher 209 (—)

Handelsmann Erdin 139 (—) Stimmen.27

Über Schumacher ist nur bekannt, daß er später Burger denunzierte; die anderen
gehörten der demokratischen Bewegung an.

Aufgrund des dürftigen Materials ist es schwierig, etwas über die Haltung der
Kippenheimer gegenüber den ansässigen Juden zu sagen. Jedenfalls scheint es Anfang
1848 zu keiner Judenverfolgung gekommen zu sein wie an anderen Orten Badens
.28 Für einige Zeit war sogar ein Jude Vorstand des Volksvereins, der Arzt Moritz
Grumbacher. Man wird daher wohl von einem guten Verhältnis zwischen Juden
und Christen ausgehen können, zumal im April 1849, kurz nach dem Scheitern der
Paulskirche, die jüdische Gemeinde den Bauantrag für eine neue Synagoge stellte.
Die Juden müssen sich in Kippenheim also sicher gefühlt haben. Zügig schritt das
Bauvorhaben voran, noch im Herbst wurde der Antrag befürwortet, im Januar 1850
die Baugenehmigung erteilt und zwei Jahre später die Einweihung gefeiert. Ein
zweites Indiz für ein gutes Verhältnis dürfte die Zunahme der jüdischen Bevölkerung
sein, die zwischen 1845 und 1852 um 10 Prozent anstieg: von 172 auf 189, Im Gegensatz
dazu nahm der Anteil der Christen im selben Zeitraum infolge von Auswanderung
um 10 Prozent ab. Die Zahl der Juden erhöhte sich in den kommenden Jahren
sogar noch bis auf 323 (1871).29 Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wohnten die
Juden auch nicht mehr ausschließlich in „ihrem" Viertel um Synagoge, jüdische
Schule und , Judengäßle", sondern zogen vermehrt in die Dorfmitte und beteiligten
sich am Dorf- und Vereinsleben, zweifellos ein Zeichen der Integration und des
friedlichen Miteinanders.

5. In den Revolutionswirren

Die seit Jahren latent im Volk schwelende Unzufriedenheit war durch die Revolution
in Paris am 24. Februar 1848 offen ausgebrochen. Die Massen mobilisierten sich.
Am 1. März tagte in Karlsruhe der Landtag, und wer nur irgend abkömmlich war,
fuhr mit der Eisenbahn dorthin. Die Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie brachte nicht
nur einen Modernisierungsschub, sondern erleichterte auch die Mobilität der Bürger,
Freischärler und Regierungstruppen. Es war einfach geworden, an Versammlungen
in Karlsruhe und Offenburg teilzunehmen, seit die „Metallstraße" dorthin führte.
Seit 1. Mai 1846 besaß Kippenheim ebenfalls eine Bahnstation, und sicherlich
mischten sich auch etliche Kippenheimer unter die Volksmenge vor dem Landtag.
Einige Forderungen der Zweiten Kammer, die sog. Märzerrungenschaften, wurden
von der Großherzoglichen Regierung noch im selben Monat verwirklicht. Durch die
Tätigkeit der Radikalen gärte es jedoch weiter und auf einer Volksversammlung in
Offenburg wurde die Bildung von Vaterländischen Vereinen beschlossen. Im April
riefen Hecker und Struve in Konstanz die Republik aus. Sowohl der Hecker- (April
1848) als auch der Struveaufstand (September 1848) spielten sich am Oberrhein ab,
aber das hinderte beispielsweise die benachbarten Mahlberger nicht, daran teilzu-

161


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0163